Anne-Sophie Mutter und die Berliner Philharmoniker, deren tiefe künstlerische Partnerschaft in den 1970er-Jahren ihren Anfang nahm, haben ihr erstes gemeinsames Album seit 30 Jahren eingespielt. Das Projekt wurde im Juni in der Berliner Philharmonie verwirklicht. Es ist Anne-Sophie Mutters erste Aufnahme von Dvořáks Violinkonzert. Diese jüngste Erweiterung ihrer über 40 Alben umfassenden Diskografie beim gelben Label unterstreicht einmal mehr ihren Rang als eine der größten Geigerinnen.
»Wir sind begeistert von diesem vielversprechenden neuen Album«, erklärt Ute Fesquet, die Vizepräsidentin Artists & Repertoire, für Deutsche Grammophon. »Anne-Sophie Mutter machte ihre erste Aufnahme für das gelbe Label 1978 mit den Berliner Philharmonikern und Herbert von Karajan. Seither wurden weltweit über zehn Millionen Exemplare ihrer DG-Alben verkauft. Die Art und Weise, wie sie und das Orchester gemeinsam musizieren, ist von einer Intuition und wechselseitigen Einfühlung geprägt, die jede Phrase von Dvořáks Violinkonzert bereichern, das zeigte sich im Februar in Konzerten in der Philharmonie. Zu dieser besonderen Chemie trägt Manfred Honeck weiter bei, ein ehemaliger Bratschist der Wiener Philharmoniker und gegenwärtig Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra. Die Aufnahme ist ein doppeltes Debüt für ihn: als Dirigent der Berliner Philharmoniker und bei Deutsche Grammophon.«
Nach ihrer Mozart-Retrospektive 2006 und Auseinandersetzung mit Beethovens Violinwerken fand Anne-Sophie Mutter, es sei an der Zeit, das Dvořák-Konzert einzuspielen. Ihre Interpretation dieses Meisterwerks ist im Verlauf vieler Jahrzehnte gewachsen und hat an Tiefe gewonnen. Den letzten Schliff gaben eine Reihe von Aufführungen in der ganzen Welt während der letzten drei Jahre.
»Ich spiele Dvořáks Violinkonzert seit vielen Jahren und habe mich immer in seiner zutiefst melancholischen Melodik und seinen technischen Anforderungen zu Hause gefühlt«, sagt Anne-Sophie Mutter. »Allein das wäre Grund genug gewesen, es schon vor Jahrzehnten aufzunehmen. Aber es wurde immer wieder zur Seite gelegt, und es schien andere Stücke zu geben, denen ich mehr Aufmerksamkeit schenken musste. Die Aufnahme dieses wundervollen Konzerts mit den Berliner Philharmonikern und Manfred Honeck nur wenige Monate nach der Einspielung unserer speziellen Konzerte für die Digital Concert Hall kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich wusste, dass dies die beste Gelegenheit war, ins Herz dieser herrlichen Komposition vorzudringen.«
Anne-Sophie Mutter koppelt Dvořáks Violinkonzert mit seinem feurigen Mazurek op. 49, das 1879 für den spanischen Virtuosen Pablo de Sarasate entstand, und der Romanze in f-moll op. 11, die ursprünglich 1873 als langsamer Satz von Dvořáks Streichquartett Nr. 5 konzipiert wurde. Hinzu kommt die unwiderstehlich melodische Humoreske op. 101 Nr. 7, die hier in dem beliebten Arrangement für Violine und Klavier zu hören ist. Das Repertoire unterstreicht Dvořáks tiefes Verständnis für die technischen und expressiven Möglichkeiten der Geige. Er erlernte das Instrument schon als kleiner Junge, machte seine ersten Schritte im professionellen Musikleben als Bratschist eines Orchesters und gewann später unschätzbare Erfahrung als Erster Bratschist des Prager Interimstheaters.
»Sicher wird Dvořáks Violinkonzert seltener aufgeführt als die Konzerte von Brahms oder Beethoven«, stellt Anne-Sophie Mutter fest. »Aber seltsamerweise werden immer nur eine Handvoll Werke regelmäßig gespielt, es scheint jeweils eine Frage der Mode zu sein.«
Es ist der Geigerin ein Anliegen, dem Publikum die Kraft von Dvořáks Werk wieder nahezubringen. Sie wird im September 2013 Dvořáks Violinkonzert mit Manfred Honeck und dem Pittsburgh Symphony Orchestra auf einer Europatournee spielen und im Dezember mit den New Yorker Philharmonikern.
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Quelle: Deutsche Grammophon | Voll:Kontakt