Sie wissen also alles über Rea Garvey, richtig? Falsch. Nicht zuletzt, weil er mit seiner neuen Platte höchstwahrscheinlich mehr von sich preisgibt als jemals zuvor. „Das Album heißt `Pride`, also ‚Stolz‘, weil es das ist, was ich fühle, wenn ich es anhöre. Ich bin stolz auf meine Wurzeln und darauf, dass sie nach so vielen Jahren den Weg in meine Musik gefunden haben.“ Und damit hätte er eigentlich schon alles auf den Punkt gebracht. Garvey gibt jedoch zu, dass dieser Stolz hart erkämpft war, denn die Geburt des Albums – sein stilistisch vielfältigstes und ambitioniertestes – war langwierig, und hin und wieder auch schwer. Warum? Spulen wir an den Anfang zurück …
Frühjahr 2013. Nachdem er die zweite Runde in der von Kritikern gelobten Talentshow The Voice of Germany gewonnen hat, tut Garvey es Muhammad Ali gleich: Er steigt an einem Höhepunkt angelangt aus dem Ring, als ihm bewusst wird, dass er sich nach seiner ersten Liebe zurücksehnt, seinem Daseinszweck: selbst Musik zu machen. „Fürs Fernsehen zu arbeiten, war eine tolle Erfahrung, aber es hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, und seltsamerweise hatte ich das Gefühl, ich würde mich dabei weiter von der Musik entfernen“, sinniert er. Es sollte sich allerdings als unerwartet schwierig herausstellen, seine Songwriting-Muse wiederzufinden. Doch Garvey war noch nie der Typ, der sich von Widrigkeiten ausbremsen lässt. Er legte spontan eine kleine Pause ein, atmete tief durch und begann noch einmal ganz von vorne, indem er Inspiration aus einer Quelle schöpfte, zu der er bis dato eine sowohl physische als auch mentale Distanz aufzubauen versucht hatte. Er besann sich seiner Heimat Irland und der Zeit, die er dort als Kind und Jugendlicher verbracht hatte. Man kann sicherlich behaupten, dass Garveys Werke bislang keine offenkundigen, greifbaren Einflüsse seines Heimatlandes zeigten. Nun hatte er jedoch immer mehr das Gefühl, von seiner Vergangenheit, seinen Wurzeln angezogen zu werden. Stichwort Tralee, Irland, Ende der Achtziger: „Die Vergangenheit spiegelt sich in der Zukunft wider, und man erlebt Dinge, die man schon einmal durchgemacht hat. Aber hoffentlich ist man dann in der Lage, besser damit umzugehen.“
Garvey ist ein großer Bewunderer irischer Schriftsteller wie Kavanagh und Heaney, und die schlichte, aber gefühlvolle Art und Weise, in der sie das alltägliche Leben und die Liebe beschreiben, drängten sich immer wieder in seine Gedanken. „Ich hatte das Gefühl, all diese Worte und Erfahrungen, die ich in meinem Leben gesammelt hatte, hätten jahrelang im Wohnzimmer meiner Erinnerung gesessen und nur auf eine Chance gewartet, endlich rauszukommen und sich die Beine vertreten zu dürfen! Ich hatte gar keine andere Wahl, als dieses Album genau so zu schreiben, wie es jetzt ist.“, lacht er. Plötzlich war der Weg, der vor ihm lag, völlig klar.
Das Ganze könnte natürlich wie eine klischeehafte „Zurück zu den Wurzeln“-Geschichte klingen, aber Garveys neue Verbindung zu seiner Vergangenheit spiegelt sich nicht in einer Art großflächigen Imports traditioneller irischer Folklore wider. Ganz im Gegenteil: Die Anspielungen auf seine „alte Heimat“ sind oft sehr subtil und sorgfältig gewählt, stechen an den entsprechenden Stellen aber dennoch deutlich hervor. Ein typisches Beispiel ist die erste Single „Can’t Say No“, auf der ein musikalisches Novum für Garvey zu hören ist: ein lebendiges Banjo(!)-Riff untermalt die Strophen, bevor das Arrangement des Songs eine zweite Überraschung offenbart und in ein raues, wildes Akustikgitarrenriff im Pogues-Stil übergeht, das den Refrain trägt. „The Pogues waren in meiner Jugend eine unglaubliche Inspiration – schnoddrig, laut und voller positiver Aggression, falls es so was überhaupt gibt“, so Garvey beiläufig. Akustikgitarre und Banjo spielen auf dem gesamten Album eine wichtige Rolle, aber es ist Garveys Talent als Songwriter und Andy Chatterleys Produzentengeschick zu verdanken, dass sie sich nahtlos mit den rhythmischeren elektronischen Elementen des letzten Albums verbinden.
Ein weiterer Inselstaat ebenfalls mit „I“ beginnend, hat einen wichtigen Anteil bei der Entstehung des neuen Albums geleistet: Island. „In Reykjavik habe ich diese lebendige, authentische Atmosphäre gespürt, die mich an das Irland meiner Kindheit erinnert hat.“ Natürlich ist Garvey nur der vorerst Letzte in einer langen Reihe von Musikern, die mit dem Island-Virus infiziert wurden, aber der Einfluss des Landes auf ihn selbst und seine Musik hat nichts mit dem ätherischen Charakter zu tun, der normalerweise mit isländischen Künstlern wie Björk oder Sigur Rós in Verbindung gebracht wird.
Und das, obwohl die Aufnahmen in Sigur Rós‘ legendärem Sundlaughin stattfanden, ihrem zu einem Tonstudio umgebauten Schwimmbad.
Nein, der wichtigste Moment während Garveys Reise nach Island war sicherlich der Abend in einer Bar im Herzen von Reykjavik: „Ich saß einfach da und hab die Atmosphäre aufgesogen, als eine Gruppe von vielleicht zwanzig Männern reinkam, die behaupteten, sie seien ein Chor, obwohl sie gar nicht singen konnten! Es hätte gut und gerne in einer Katastrophe enden können, aber sie sind einfach aufgestanden und haben losgelegt, und ganz ernsthaft: Es war inspirierender als alles, was ich seit Langem gesehen hatte. Menschen, die einfach Freude an der Musik haben und sich nicht darum scheren, ob es cool ist oder Erfolg haben könnte. Dass all diese Männerstimmen aus tiefstem Herzen sprachen, hat mich wirklich berührt. Danach wusste ich, dass so etwas auf dem Album eine größere Rolle spielen würden.“ Und er steht zu seinem Wort: Den beiden Songs „Oh My Love, Can’t Say No“ und „It’s a Good Life“ etwa verleihen starke Männerstimmen, die im Vordergrund stehen ein besonderes Gewicht.
Gesang und Text nehmen auf dem neuen Album einen Ehrenplatz ein: „Ich bin wirklich stolz auf die Texte – für mich sind es die besten, die ich je geschrieben habe.“ Autobiografische Anekdoten unterstreichen die neue Tiefe und Intimität von Garveys Songwriting, wie beispielsweise auf „Candlelight“, das er zusammen mit James Walsh von Starsailor geschrieben hat. In dem Song erinnert sich Garvey daran, wie er mit kaum dreizehn schwer erkrankte und sich die Beziehung zu seinem Vater dadurch zum Besseren wandte.
Doch zwischen den autobiografischen Elementen findet „Pride“ auch Raum für textlich düsterere Themen. Wo zunächst noch die Euphorie der Gitarren („We All Fall Down“) zu hören ist, geht der Song mit einer überraschenden Wendung im Arrangement in eine für Garveys Songs untypisch leere Passage über. Nicht zuletzt die Liedzeile „We all fall down/the church bells sound“ lässt Rückschlüsse darauf ziehen, dass der Song von Amy Winehouse inspiriert wurde. Garvey hält einen Moment inne und erinnert sich zurück, bevor er sagt: „Wie es mit ihr zu Ende gegangen ist, war so traurig“, aber dabei belässt er es.
Zwei wunderschöne Stücke, die vor Spannung regelrecht vibrieren sind zum einen „All That Matters“, das Garvey gemeinsam mit der aus Bermuda stammenden Singer-Songwriterin Heather Nova schrieb und einsang und eine zutiefst persönliche Abhandlung über die Kraft der Musik ist, die uns auch durch die schwersten Zeiten helfen kann. Zum anderen ist es der Song „Bow Before You Now“, das uns davor warnt, unsere Träume von Reichtum mit Glück gleichzusetzen und kritisiert dabei jene Kräfte in der Gesellschaft, die diese Vorstellung fördern. Beide Songs zeigen einen neuen Mut und – wenn man so weit gehen will – eine neue Reife in Garveys Musik und Texten. Die Spannung der ungewöhnlichen Akkordwechsel und die Stimme(n) fesseln den Hörer und strahlen auf ihre eigene Art und Weise ebenso viel Kraft aus wie die dichteren, schnelleren Titel.
Diese Überraschungen in den Arrangements ließen sich natürlich nicht über Nacht. Tatsächlich schienen Garvey und sein Produzent vor ihrem ganz persönlichen Kanye West/Yeezus-Problem zu stehen: eine Fülle von Material, das arrangiert und abgemischt werden musste, während die Deadline bedrohlich näher rückte. Aber Garvey ist immer dann am besten, wenn er vor einer Herausforderung steht: „Ohne Frage, ich glaube, dass „Pride“ für mich bisher das schwerste Album war. Es hat mir alles abverlangt“, sagt er selbst, und tatsächlich fanden noch im Januar 2014 zahlreiche Änderungen bezüglich der Stimmung und der Arrangements des Albums statt. „In gewisser Weise war es fast ein wenig traumatisch, immer von einem Gefühl zum nächsten zu wechseln, aber es war auch eine positive Erfahrung – das sind die Dinge, aus denen Alben gemacht werden. Man sollte sich nur mit dem Besten zufriedengeben.“
Seine Hoffnungen für das Album? Er möchte andere Menschen erreichen, etwas mit ihnen teilen. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen eine gewisse Befreiung spüren, dass die Musik ein Begleiter auf ihrer Reise ist, und dass sie das Gefühl haben, sich selbst wieder aufbauen zu können. Ich möchte, dass sie Hoffnung spüren, Energie, und dass sie letztendlich stolz auf sich sind. Eben das, was andere Sänger und Bands mit ihren Alben für mich getan haben.“
Mit „Pride“ ist Garvey ein packendes, sehr persönliches Album gelungen, mit dem er nicht nur neue Wege beschreitet, sondern auf seinen beträchtlichen Stärken aufbaut. Er ist stolz darauf, wo er heute ist, und er hat sich mit dem Ort versöhnt, an dem er aufgewachsen ist. Garvey hat seinen ganz persönlichen Ehrenplatz gefunden.
Quelle: Universal Music | ADD ON MUSIC
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In Kooperation mit Universal Music & ADD ON MUSIC verlosen wir
3x je eine Ausgabe des Albums „PRIDE“ von REA GARVEY !
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BEENDET
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Einsendeschluß ist der 09.05.2014 | Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
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