Mit ihrem dritten Album „Kopf, Stein, Pflaster“ macht das Berlin Boom Orchestra alle glücklich, die große musikalische Ansprüche an deutschsprachigen Reggae stellen. Die neunköpfige Band rund um Sänger Filou pflegt einen politischen Ton, der kontrovers und aufrichtig ist, das Fähnchen ganz und gar nicht in den Wind hängt und das Publikum trotzdem zum Einsteigen einlädt. Eine große kommunikative Leistung, die das Potential zum Movement-Soundtrack hat. Jetzt gibt es mit dem „Kopf, Stein, Pflaster“ Album-Snippet Player erste Eindrücke vom neuem Berlin Boom Orchestra Album.
„Es endet im Progrom wenn Deutsche sich bejammern, wenn sie vom Frieden reden hör‘ ich Gaskammern”: Filou wagt sich an pikante Themen, hält deutschem Nationalismus in aller Deutlichkeit den Spiegel des Revisionismus vor („Ums Ganze“), spricht institutionell verankerte Staatsrassismen an („Mörder), erteilt religiösen Autoritäten angemessen dreist eine Absage („Wie viel Schöner“) und stellt sich quer zum naheliegenden Reggae-Ruf nach der Legalisierung von Cannabis („Collie Contemplation“).
Aber es geht auch mikrosoziologisch zu: Die Single „Hadi Lan Peter Pan“ ist ein Plädoyer für die Entschleunigung zugunsten von Lebensqualität. Auch „Dir allein“ und „Gedankreisen“ widmen sich einzelgängerischem In-Sich-Abtauchen neben der gesellschaftlichen Konvention. Mit „Jerusalem“ liegt der Musikgeschichte nun ein Song vor, der sich einfühlsam und respektvoll der vielleicht meist umkämpften Stadt der Welt widmet. Auf „Du bist noch so ungewiss“ dürfen wir einem womöglich zukünftigen Vater beim Ausmalen seiner sanftesten elterlichen Träume lauschen. „Geh doch“ ist eine charmante Hymne gegen die Miesepetrigkeit von Hatern.
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Quelle: Springstoff | MCS Berlin