Anne ist elf Jahre alt, als sie von dem Waisenhaus, in dem sie teilweise aufgewachsen ist, an das unverheiratete, kinderlose Geschwisterpaar Mathew und Marilla Cuthbert vermittelt wird. Die beiden leben idyllisch auf der kanadische Insel Prince Edward Island auf Green Gables. Doch leider handelt es sich um ein Missverständnis, denn das ältliche Geschwisterpaar braucht dringend Unterstützung bei der Farmarbeit und hatte deswegen an die Adoption eines kräftigen Jungen gedacht.
Doch nun sitzt die rotbezopfte Anne mutterseelenallein und wartend auf dem Bahnsteig. Der alte Mathew steht vor der „falschen Lieferung“ und weiß nicht ein noch aus. Wie immer möchte er sich mit seiner Schwester beraten, also beschließt er Anne erst mal mit nach Hause zu nehmen und befördert das Kind kurzerhand auf den Kutschbock seines Einspänners. Auf der Fahrt nach Green Gables lernt Mathew das Mädchen kennen.
Anne, kein bisschen schüchtern oder auf den Mund gefallen, lässt Mathew an ihrer überschäumenden Fantasie teilhaben. Das kluge Kind genießt die Fahrt in vollen Zügen und ergötzt sich wortreich an ihrer malerischen Umgebung. Mit ihrem poetischen Talent und ihren originellen Gedanken hat sie nicht nur den mundfaulen Mathew schnell verzaubert. Der hängt ebenso wie die Zuschauer hingerissen an ihren Lippen.
Doch bis Anne Green Gables ihr Zuhause nennen darf, bis auch Marilla der Adoption zustimmt, vergehen viele aufregende Filmminuten und Folgen, in denen der Zuschauer mit der Heldin bangt, lacht und weint. Die Dramatik der Geschichte ist u. a. der Zeit geschuldet. Annes Abenteuer beginnen im Jahre 1870. Für ein mitteloses Waisenkind ging es damals ums nackte Überleben, Herzensgüte gab es nicht wie selbstverständlich inklusive. Umso ergreifender, wenn „Anne mit den roten Haaren“ erst in Form ihrer Ersatzeltern, später auch durch Freundschaften immer wieder auf sie trifft.
Im Zentrum dieser zeitlosen Abenteuer steht die Heldin selbst, ein fantasievolles, zauberhaftes Geschöpf, voller Unschuld und Wärme. Selbst in den dunkelsten Momenten behauptet sich Anne, immer bemüht und tapfer, das Beste aus ihrer tragischen Situation zu machen. Und obwohl sie vor so langer Zeit erfunden wurde, ist sie ganz entspannt im hier und jetzt. So erzählt sie beispielsweise Marilla in der zweiten Folge, in der sie zurück ins Heim gebracht werden soll: „Ich habe mich soeben dazu entschlossen, die Fahrt mit Ihnen zu genießen. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass man alles genießen kann, wenn man sich dazu entschließt. Den Gedanken an das Waisenhaus verdränge ich und konzentriere mich nur auf das Schöne der Fahrt und alle Dinge, die wir sehen werden.“
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Dass auch Erwachsene neben ihren Kindern von Anne fasziniert sind, steht spätestens nach diesen weisen Worten fest. Die insgesamt 50 spannenden Folgen dauern 25 Minuten und eine jede macht Appetit auf mehr. Bereits der Einstieg in die Episoden, hat eine massive Sogkraft. Der fantastisch-nostalgische Bilderregen, der aus Annes poetischer Sichtweise auf die malerische Umgebung von Green Gables kulminiert, zieht einen mitten hinein in die aufregende Welt von „Anne mit den roten Haaren.“
Mit der Veröffentlichung der japanischen Anime-Serie „Anne mit den roten Haaren“ präsentiert Studio 100 eine zeitlosen Trickfilmklassiker und eine entfernte Verwandte von Heidi. Beide Serien entstanden bei Nippon Animation Studios, Heidi Mitte -, Anne Ende der 70er Jahre. In beiden Serien führte Isao Takahata Regie, der heute als Altmeister des japanischen Trickfilms gilt und 2009 beim Internationalen Filmfestival von Locarno mit dem Ehrenleoparden für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
„Heidi“ wie auch „Anne mit den roten Haaren“ sind Heldinnen aus Kinderbuchklassikern und entstanden bzw. spielen zu einer ähnlichen Zeit. Beide Mädchen sind Waisenkinder, nur trennt sie der Atlantik voneinander, denn Anne stammt aus der Feder der kanadischen Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery. Ihr erster Band aus der „Anne of Green Gables“ Reihe diente den Filmemachern als Vorlage und die hat es in sich.
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Quelle: Studio 100 Media GmbH | Universum Film GmbH
