Halbe Sachen sind nicht Vivie Anns Ding. Waren es noch nie. Einmal, als kleines Mädchen, malte sie Gesichter auf Bäume, die gefällt werden sollten. Damit wollte die Siebenjährige der pragmatischen Erwachsenen-Welt auf ihre phantasievolle Weise zeigen, dass auch Bäume lebendig sind und nicht grundlos gerodet werden sollten. Schon damals mit Erfolg: Fährt man durch ihr kleines Heimatdorf, kann man die Bäume mit den bunten Gesichtern heute noch dort stehen sehen.
So willensstark, wie sie sich als kleines Mädchen für die Natur einsetzte, so strebt die heute 24-Jährige die Eroberung der Welt an – mit ihrer Musik: „Für mich gab es nie eine Alternative! Schon immer wollte ich Sängerin – und vor allem: Songwriterin werden“, sagt die charismatische Blonde und zwinkert mit ihren ausdrucksstarken Augen.
Nie hat sich Vivie Ann, die in ihrer Wahlheimat Hamburg lebt, bei der Verfolgung ihres Ziels desillusionieren lassen, hat immer groß gedacht. Zum Glück! Denn in einer Welt, in der Kritiker, Ängstliche und Zweifler immer ein großes Forum haben, sind Menschen wie Vivie Ann Balsam. Was sie dabei so glaubwürdig macht: Auch sie kennt Angst – und benennt sie: „Angst ist einer meiner stetigen Begleiter. Und das ist auch gut so“, sagt sie. „Ich sehe sie nicht als etwas durchweg Negatives. Es ist wichtig, ihr einen Platz einzuräumen, aber genauso wichtig ist es, sie gehen zu lassen und nach vorne zu schauen.“
Soviel Stärke, Selbstbewusstsein und Authentizität fußt auf starken Wurzeln. Vivie hat – und das ist keine hohle Phrase! – Musik und Bühnenleben zu 100 Prozent mit der Muttermilch aufgesogen. Der Vater Jazz-Pianist und die Mutter Chanson Sängerin mit eigener Gala-Band, war sie seit ihrer Geburt „on Tour“. Sie bereiste internationale Bühnen, nannte Backstage Bereiche ihr zweites Kinderzimmer, traf Musiker, Künstler, Zauberer, Akrobaten. Sie streichelte Schlangen, sah nackte brasilianische Tänzerinnen hautnah und genoss die magischen Momente, in denen die Mutter in ihren glitzernden Paillettenkleidern die Bühne betrat. Wenn es dann spät nach Hause ging, schlief sie im Tourbus schon selig im Keyboard-Case ihres Vaters. Ganz nebenbei sang Vivie und lernte viele Instrumente – nicht perfekt aber gut genug – und kennt das Repertoire der Oldies und Hits der letzten 60 Jahre in- und auswendig. Mit 12 begann sie ihre ersten eigenen Songs mit autobiographischen Texten zu schreiben, probierte sich – egal ob Cover-Titel, Dubstep, Pop, Rock, mit Orchester oder sogar in klassischer Oper – in allen Stilrichtungen als Sängerin, Songwriterin und auf der Bühne. Heute macht Vivie Ann Pop, wie sie selbst sagt. Unter dieser großen Überschrift eint sie ganz spielerisch auch Folk- und Indie-Einflüsse, setzt mit Streichern und Bläsern Akzente, nutzt unterschiedlichste Rhythmen und eingängige Melodien, um mit beeindruckend vielseitiger Stimme ihre wunderschönen und tiefen Texte perfekt in Szene zu setzen.
Vom geliebten Vater erbte Vivie ihren Idealismus, die Kreativität und seine grenzenlose Phantasie – perfektes Rüstzeug für die zielsichere Navigation zu einer erfolgreichen Karriere, die dem eigenen Herzen folgt. Auch für die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum setzte sie diese Gaben ein: Anstatt sich gleich bei einem Label zu verpflichten und womöglich künstlerische Freiheiten einzubüßen, realisierte sie das Album über Crowdfunding. „Es war mir sehr wichtig, die Songs zu produzieren, wie es ihnen gut tut und nicht, wie es ein Radiopromoter oder der A&R eines Labels aus kommerziellen Gründen tun würde“, sagt sie. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihr und ihren Mitmusikern, die nötige Summe für die Aufnahmen zusammenzubekommen.
„Entgegen des aktuellen Electro-Hypes wollte ich absichtlich alles handmade echt lassen. Wir haben alte, analoge Instrumente aus den 50ern rausgekramt, auf Sofas getrommelt oder Schreibmaschinen aufgenommen. Wir haben keine verfremdenden Effekte verwendet oder jeden Song 1000fach editiert, wie es heute leider üblich ist“, erzählt Vivie über die Aufnahmen. „Wir haben das Album absichtlich mit ganzer Band gleichzeitig eingespielt, um genau diese Energie festzuhalten. Und ich selbst hatte für jeden Song nur drei Vocal-Takes, weil ich schnell das Gefühl verliere, wenn ich merke, dass es beim Singen um Perfektion gehen soll und nicht mehr um den Song und die Geschichte, die er erzählt. Wir wollten es eher unperfekt aber emotional produzieren.“
Coup gelungen: Die 12 Songs, inspiriert von der Natur und dem Leben selbst, einen gleichzeitig die Anmut, Stärke, Eleganz und den Stolz eines Tigers mit der Zartheit, der Lieblichkeit, und dem Duft wunderschöner Blumen. „Das Album ist mir sehr ähnlich“, sagt Vivie. „Es ist mal laut, mal leise, mal kantig, mal glatt, mal kratzig, mal weich. Ich war schon immer ein melancholischer, aber fröhlicher und hoffnungsvoller Mensch. Diese Symbiosen und Dynamiken finden sich auch in meinen Songs wieder: Das Album besteht aus Geschichten, die von ausweglosen Situationen erzählen. Meistens nehmen sie aber ein gutes Ende, da die Hoffnung, das Bauchgefühl und der Mut über die Angst und die Vernunft siegen.“
Vivie Ann singt übrigens auf englisch. „Jeder sagt dir, als Deutsche kannst du kein Englisch singen“, erklärt Sie und lächelt ihr unwiderstehliches Lächeln. „Das sehe ich nicht so: Ich kann mich damit viel besser ausdrücken und finde diese Sprache viel weicher und bildhafter. Außerdem“, sagt sie, „ist Deutschland nicht die Welt“.
„Mich bewegt, wie Songs Menschen berühren können“, sagt sie. „Niemand kommt an Musik vorbei und jeder verbindet mit Musik Erinnerungen und überwindet mit ihr kleine Lebenskrisen. Ich habe von Anfang an davon geträumt, mit meiner eigenen Musik Emotionen zu wecken und Menschen zu berühren. Träume“, sagt sie, „sind unser Antrieb und ich lasse mir den Traum vom Musikmachen nicht nehmen.“
Ist es nicht ein wunderschöner Traum, dass irgendwann die Sprache der Musik die Welt erobern und regieren könnte? Vivie Ann und ihre Songs sind dann ganz sicher vorne mit dabei.
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Quelle: Believe Digital | Promotion Werft