Es ist schon verrückt: da leben wir zusammen, wir Menschen – in Beziehungen, Wohngemeinschaften, Großstädten. Sehen jeden Morgen die gleichen Gesichter in der U-Bahn, essen mit denselben Kollegen zu Mittag, treffen abends die altvertrauten Freunde auf ein Bier. Aberwas wissen wir wirklich voneinander? Von unseren Wünschen, Träumen, Ängsten? Wenig wissen wir. Dabei lohnt es sich, darüber zu sprechen. Miteinander. Soolo tun dies, auf ihrem Debütalbum „Tage aus Licht“. Und sie tun es mit einer Wahrhaftigkeit, Tiefe und Schönheit, wie man sie in der deutschen Popmusik lange nicht mehr gehört hat.
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Das Duo, bestehend aus Sarah (33) und Tom (35), besitzt die große Gabe, persönliche Gefühle und alltägliche Erfahrungen so zu formulieren, dass sich jeder darin erkennen kann. „Ich wollt’ die Weltumsegeln – hab ich nicht gemacht. Leben ohne Regeln & #8232;– hab ich nicht gemacht. Ich wollte weg von hier – hab ich nicht geschafft“, besingen sie in „Genau das“ ein Thema, das viele umtreibt – Lebenspläne und was aus ihnen wurde. Kein Wunder, schließlich mahlen die Mühlen des Alltags unerbittlich: „Haben wir uns verramscht? Haben wir uns verkauft? Für ein’ Jahreswagen und ‘n schönes Reihenhaus?“, lautet die Frage in „Feuer zurück“. Und mit der Liebe wird es auch nicht einfacher, in der heutigen Welt mit all ihren Verlockungen und Reizen:„Du willst weg von hier, New York, L.A., die Welt ist dir zu klein für ein Leben. Ich schau Dich an, wie du da in der Türe stehst, wir ham’ noch lange nicht genug zusamm’erlebt“, heißt es in „Wenn wir alt sind“.
„Soolo ist die Stimme im Kopf,die das sagt, was man selbst noch nicht ausspricht“ – so formuliert Tom das Selbstverständnis der Band. Ihre Botschaften transportiert sie mal in hymnischen, rauschhaften Sounds, dann wieder mit zarten, zerbrechlichen Klängen– und fast immer mit ermutigendem Ausgang. Es gibt eben doch einen Weg, ohne die Weltreise glücklich zu werden, aus der Monotonie des Alltags auszubrechen oder seine große Liebe vom Bleiben zu überzeugen. Die emotionale und klangliche Palette des Albums ist so vielschichtig, wie es das echte Leben eben auch ist.Und wie auch Sarah und Tom es sind: „Wir mögen diesen Beat, so einen Takt im Leben, wo wir härter auftreten und selbstbewusst sind, aber wir schwimmen auch gern ein bisschen in Melancholie, in leichtem Kitsch und Romantik. Das ist dannder sphärische Sound, der die Atmosphäre im Hintergrund bildet“, kommentiert Sarah.
Bemerkenswert ist bei all dem, was die beiden aus den Möglichkeiten des Paargesangs herausholen: vom reizvollen Gegensatz ihrer Stimmfarben über Call-and-Response-Techniken bis hin zu mehrstimmigem Gesang schöpfen Soolo die Vorteile eines männlich-weiblichen Duos perfekt aus – ein weiterer Grund, wieso die Songs der Band direkt unter die Haut gehen. Dabei war die Gründung der Band gar nicht geplant: Tom, der mit vollem Namen Tom Albrecht heißt und unter diesem Namen bereits zwei Major-Alben veröffentlichte sowie als Songwriter für Größen wie Christina Stürmer, Bela B., Roger Cicero und Barbara Schöneberger erfolgreich war, wollte sich 2012 eigentlich mit einer Künstleragentur selbstständig machen. Als sich dann Sarah vorstellte, eine Grafikdesignerin, die sich nach Jahren endlich entschieden hatte, mit ihrer großen Leidenschaft für Musik Ernst zu machen, wurde ihm jedoch klar: das Leben hielt einen anderen Plan für ihn bereit.
„Diese einzigartige Stimme, so unnahbar und einfühlsam und zugleich mit einer unglaublichen Wärme“, schwärmt Tom noch heute von der ersten Begegnung. Sarahs Stimme brachte mit, was er bis dahin allein nicht ausdrücken konnte: „Sie ist komplett gegensätzlich zu meinem rauen Sound“. Ein „Topf und Deckel“-Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte,wie sich schon bald zeigte, als Tom Sarah erste Songtexte vorlegte: „Die Worte hätten aus meiner Feder sein können. Sie trafen inhaltlich und emotional 1:1mein Lebensgefühl. Es war fast ein wenig unheimlich, ich habe mich gefragt: sind wir uns einfach unglaublich ähnlich? Oder passiert das allen Duos?“
Tut es nicht. Und wenn doch einmal, kommt mit viel Glück so was wie Soolo dabei heraus.
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Quelle: Warner Music