Viel wird geschrieben, gesagt und gedacht über das Mysterium des „schwierigen dritten Albums“ eines Künstlers. Und es ist ja auch wahr: Bei diesem dritten Werk trennt sich in der Regel die Spreu vom Weizen, hier zeigt sich, ob eine Band eher eine gelungene Momentaufnahme von zufällig zusammengetroffenen Musikern ist, deren gemeinsame Qualität im Orbit der anfänglichen Hitze verglüht. Oder ob eine Formation Bestand und Nachhaltigkeit besitzt, ob sich dort Freunde gefunden haben, die mit großer Konstanz und gleichzeitigem Mut zu Neuem nach vorne preschen. Eher rar ist dabei die Situation – insbesondere, wenn die ersten beiden Alben großen Erfolg generierten und eine Band damit auf die internationale Rock-Landkarte hoben – dass es den Akteuren tatsächlich gelingt, ihr bislang bestes, dringlichstes und mitreißendstes Album aufzunehmen. Doch genau das ist dem Vierer aus Malmö mit „Weekend Man“ gelungen.
„Als wir seinerzeit anfingen, war es fast lachhaft, wie unterschiedlich wir vier waren“, erinnert sich Frontmann Adam Grahn. „Inzwischen sind wir wie eine Familie – und zwar in jeder Bedeutung dieses Begriffs – und ich denke, jeder von uns würde diesen Zustand für nichts in der Welt ändern wollen. Wir haben ein extrem starkes Royal Republic-Album aufgenommen, mit dem wir unserer eigenen Wahrheit sehr nahe kommen. Zu hören und zu erleben, wie diese Songs zusammenkamen: Das war ein konstantes Hoch. Ein solches Hoch, dass wir gegenwärtig noch damit beschäftigt sind zu verstehen, dass das Album tatsächlich fertig ist.“
Dieses Hoch reduziert sich bei Royal Republic nicht nur auf die aktuelle Albumproduktion. Letztlich befindet sich die Band seit Veröffentlichung ihres Debütalbums „We Are the Royal“ im Jahr 2010 konstant auf der Überholspur, begleitet vom Linksblinker des Erfolgs. Schon dieses Debüt chartete in Schweden, Deutschland und vielen weiteren Nationen, der Nachfolger „Save the Nation“ war noch weitaus erfolgreicher und manifestierte ihren Ruf als eine der drückendsten Garagerockbands der gegenwärtigen europäischen Musikszene. Zahllose Festival-Auftritte, reihenweise Europa- und Australien-Tourneen, zum Teil an der Seite von Legenden wie den Toten Hosen und Blink-182, ließen das Quartett zu einem wahnwitzig intensiven Live-Act reifen. Etwas, das auch ein Teil des neuen Albums sein sollte: Ihre Bühnenenergie musste unbedingt auf die Bänder übertragen werden.
Dass Royal Republic dabei dermaßen forsch und unwiderstehlich zu Werke gehen, hat einen klaren Grund: Bevor sich die Band 2007 zusammenfand, studierten alle vier Mitglieder an der prestigeträchtigen ‚Academy of Music‘ in Malmö – eine wichtige, wenn auch nicht ganz leichte Erfahrung, wie es Drummer Per Andreasson beschreibt: „Meine gesamte Ausbildung an der Universität hatte vor allem ein Ziel: mich zurück zu halten. Es hieß immer: ‚komm auf den Punkt‘, ‚verdichte deinen Sound‘, dabei wollte ich doch gerade das Gegenteil: dass es laut wird und krachig. Als dann Royal Republic passierte, war das wie eine Erlösung.“ Und Adam Grahn ergänzt: „Für mich war es das Gleiche. Nach all den Jahren, in denen es vor allem darum ging, stets perfekt in Timing und Tuning zu sein, half mir die Band dabei, all meine Energie und meine wahren Emotionen rauszulassen.“
Davon berichteten bereits die beiden Vorgänger, doch mit „Weekend Man“ wird dies deutlicher denn je. Denn es ging, sagt Adam, diesmal nicht nur darum, einen Bunch hochwertiger, massiv peitschender Rocksongs aufzunehmen, sondern vielmehr, „etwas zu erzeugen, das sich für uns anfühlt wie eine dynamische Reise.“ Deshalb findet man neben den typischen Royal Republic-Rockbiestern „neue Abenteuer, diese großartigen kleinen Ausflüge entlang des Weges, überraschende Stücke wie ‚Any Given Sunday‘, ‚Follow The Sun‘ und ‚American Dream‘.“ Was man auch im Songwriting spürt, denn hier ist letztlich alles erlaubt, was gefällt, wie Gitarrist Hannes Irengård erklärt: „Ich denke, die Stärke von Royal Republic liegt in dem gesunden Fehlen jeglichen Respekts vor Genre-Grenzen. Ob es nun ein Taylor Swift-Song ist oder einer von Led Zeppelin: Wir einigen uns auf das, was uns allen gefällt, und machen dann etwas ganz eigenes daraus.“
Wie schon beim Vorgänger „Save the Nation“ reiste das Quartett aus Adam, Hannes, Per und dem Bassisten Jonas Almén für die Produktion des Albums nach Berlin. Diesmal vertrauten sie sich dem Produzenten-Team um Christian Neander und Michael Tibes an und nahmen die Platte in den Fuzz Factory Studios in Kreuzberg auf. Die Band mag diesen Bezirk besonders und nennt ihn mittlerweile „das zweite Zuhause“, wie Hannes erklärt: „Es ist ein sicherer Hafen für jeden noch so verrückten Scheiß, der dich begeistert. Du kannst herumlaufen und wie ein UFO gekleidet sein, und niemals würde dich irgendjemand wahrnehmen, wie du die Straße überquerst.“
In Zusammenarbeit mit den beiden Produzenten, die, so Adam, „als perfekte Qualitätskontrolle fungierten und stets die fehlenden kleinen Details punktgenau ergänzten“, entstand so ein Album, das ebenso abgeklärt wie angriffslustig, spontan wie durchdacht und präzise wie intensiv klingt. Das „schwierige dritte Album“? Nicht für Royal Republic, die mit „Weekend Man“ vielmehr so sehr bei sich selbst angekommen sind, dass es zutiefst erstaunt. Und in seiner Vielschichtigkeit mit Garantie neue Fankreise generieren wird.
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Quelle: Vertigo Berlin | Universal Music
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