Die 36-jährige Beth Ditto, die im April drei restlos ausverkaufte Konzerte in Berlin, Paris und London gegeben hat, arbeitete an „Fake Sugar“ in erster Linie mit Jennifer Decilveo (Andra Day, Ryn Weaver). Der Grammy-nominierten Produzentin gelang es dabei auf meisterhafte Weise, Dittos Punk-Neigung mit Pop-Elementen zu kombinieren. Oder in Beth Dittos Worten: „Sie war die Rollerblades zu meinen Roller Skates. Wir diskutierten den ganzen Tag und ich fand es großartig.“
Auf „Fake Sugar“ widmet sich Ditto den Themen Liebe, Verlust, Rückblick und Vorausschau, mit all der Sexiness, Intensität, Kraft und Schönheit, wie es für eine große Künstlerin wie sie angemessen ist. Das Album vereint treibenden Blues, Eisdielen-Pop, schwärmerischen Rock und Country-esken Soul. Der Song „In And Out“ ist ein Hipshaker mit Fifties-Girlgroup-Vibe, „Savoir Faire“ bringt einen Disco-Kracher mit Dittos schmetternden Rock-Vocals zusammen und „Go Baby Go“ ist eine Hommage an Suicide-Sänger Alan Vega, der in schwarzes Leder gehüllt die interstellare Sound-Autobahn runterbrettert. Und auf „Oh My God“ demonstriert die Sängerin den Unterschied zwischen Tina Turner und Bobbie Gentry.
Beth Ditto wuchs in der Kleinstadt Judsonia im US-Bundesstaat Arkansas auf. „Die Leute fragen mich immer, wo ich mein Selbstbewusstsein her habe“, sagt sie, „fragt einfach meine Mutter“. Ihre Mutter ist ein Übermensch: eine Krankenschwester, die als Alleinerziehende acht Kinder großzog. Dittos Vater war ein Tingeltangel-Soundmann, der sie an den Wochenenden mit zur Arbeit nahm, mit Back Jack Kaugummi und Cherry Coke versorgte und beibrachte, mit ihren Füßen auf seinen Stiefeln Twostep zu tanzen. Mit achtzehn verließ sie zusammen mit ihren zukünftigen Bandkollegen ihre Heimatstadt und ließ sich in der Musikmetropole Olympia, Washington, nieder.
„Ich floh vor den schlimmen Seiten der Südstaatenkultur“, erinnert sie sich. „Ich bin mittlerweile alt genug und meiner Familie so dankbar, dass ich jetzt das Gute an der Umgebung sehen kann, wo ich aufwuchs.“ Die Texte auf „Fake Sugar“ sind voll mit derartigen Anspielungen, mit Reimen aus Schulhof-Abklatsch-Spielen und Slang-Begriffen wie „Yankee Dime“ (= Kuss).
Neben den sechs hochgelobten Alben mit Gossip nahm Beth Ditto mit Künstlern wie Blondie, Disco-Legende Cerrone und Drumstep-DJ Netsky auf und arbeitete mit Jean Paul Gaultier an ihrer selbstbenannten Plus-Size-Modekollektion. Sie war Model für Marc Jacobs und spielte in Tom Fords jüngstem Film „Nocturnal Animals“ mit. Beth Ditto ist mittlerweile verheiratet – eine Tatsache, die ihr eine ganz frische Perspektive zum Thema Romantik bescherte und die Texte einiger Songs auf „Fake Sugar“ prägte. „Das ist das Erwachsenenleben, Baby“, schmunzelt sie. „Du hast für die Gleichstellung der Ehe gekämpft, jetzt musst du mit ihr Leben.“
.
Quelle: Sony Music