ALBUM | Alexander Knappe „Ohne Chaos keine Lieder“ | ab heute im Handel erhältlich

Das Leben – mit seinen Fehlern und Farben. Alexander Knappe übersetzt persönliche Brüche in umwerfend feierliche Songs, die im Sturz leuchten.

Jeden Stein bewegt, die Träume werden knapp“, singt Alexander Knappe auf dem titelgebenden Song des neuen Albums Ohne Chaos keine Lieder mit seiner einzigartigen Stimme, die so rau und empfindsam zugleich ist. Doch obwohl der Sänger und Songwriter einiges mitgemacht hat in den letzten Jahren, dringt kein pessimistischer Ton durch, keine Anklage gegen das Schicksal. Die Krise als Glücksfall. Das donnernde Leben, es soll und muss immer wieder gewagt werden. Träume werden nicht kleiner, wenn man
………………………………………………………größer wird. Sie werden möglich. Immer.

Im Paradies aus Beton

Aufgewachsen ist Alexander in Cottbus. Wendekind. In einem Paradies aus Beton. Mit der Geburt wird man Energie-Fan. Automatisch. Alexander landet auf der Sportschule und streift mit Diskus-Legende Robert Harting um die Häuser. Sport, Schule, Wettkampf, so taktet sich sein Alltag.

Ein ungewöhnliches Erweckungserlebnis

2000 zieht er mit seiner alleinerziehenden Mutter nach Berlin, wechselt an die Akademie von Hertha BSC und trainiert zusammen mit Kevin Prince Boateng. Seine Liebe zu Energie Cottbus bricht jedoch nicht ab. Jedes Heimspiel lockt ihn nach Hause. In den Block. „Ich wollte schon immer der Vorsänger werden, derjenige mit Megaphon, der die Menge anfeuert“, bekennt Alexander. „Ich habe im Fanblock angefangen zu singen. Und bin immer heiser zurückgefahren.

Doch dann: Kreuzbandriss im Knie. Profi-Vertrag im Eimer. Eine Welt bricht zusammen. Die Schulnoten leiden. Das Abi wird vermasselt. Das Leben wechselt auf die Überholtwerdenspur. Letzter Abschluss? Haustür.

Alexander fährt wieder zu einem Heimspiel nach Cottbus und landet irgendwann auf dem Marktplatz. Ein Radiosender veranstaltet einen Gesangswettbewerb. Es winken Studioaufnahmen. Alexander sahnt ab und für ihn beginnt ein langer, steiniger Aufstieg ins Musikbusiness.

Zwischen Burgerfett und Bühne

Von nun lebt Alexander zwischen zwei Welten und kämpft um jeden Zentimeter Musik. Er singt und übernachtet in Studios, gründet deutschsprachige Bandprojekte, tingelt auf Konzertbühnen herum.

Den Unterhalt verdient er sich durch Billigjobs – und arbeitet nahezu bis zu Erschöpfung. Er jobbt bei Edeka an der Kasse, moderiert Strip-Shows, gehört zum Inventar einer Geisterbahn und brät in Burgerketten das Essen an. Und mittendrin die Idee, es mal mit einer Castingshow zu versuchen. „Das war naiv“, gibt er offenherzig zu. „Manchmal nahm mir die Musik mehr, als sie mir geben konnte“, resümiert Alexander die Zeit. Später verarbeitet er seine Erfahrungen in dem Song Was ich singe, das ist wahr.

Die musikalische Reifephase

2011 nimmt ihn das Indie-Label ferryhouse unter Vertrag und produziert mit ihm sein erstes Album Zweimal bis unendlich. 2014 erscheint der Nachfolger Die Zweite. Mit dem Song Wir kommen auch morgen noch wieder erfüllt sich ein Kindheitstraum. Alexander Knappe schreibt eine Hymne auf Energie Cottbus, die fortan bei Heimspielen gefeiert wird.

2016 nimmt er das Live-Album Musik an. Welt aus. mit dem Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus auf. Danach lässt er sich Zeit. „Schreibe niemals einen Song ohne Grund!“, lautet sein Credo. Jede Note, jedes Wort, will gefühlt, gespürt und gelebt werden.

Ohne Chaos keine Lieder

Jetzt ist es da. Sein neues Album. Und alles, das Taumeln, das Fallen, das Aufstehen, die Brüchigkeit des Glücks, steckt in ihm und macht Sinn. So sehnsüchtig singt Alexander auf der ersten Single Du von einem Liebesdrama, das inspiriert ist von der Geschichte seiner Eltern. Von einer Liebe, auf deren Grund sich die Tiefe eines Lebens abspielt. „Ich wollte, dass wir lernen, dass man auch stehenbleiben kann. Selbst wenn ein Wind versucht, uns wegzuwehen. Dass man sich treu bleiben kann – um über viele Dinge hinwegzusehen“, lautet eine Zeile.

Das Leben ist nicht grau, wir sind nur farbenblind“, schmettert Alexander in Farbenblind, ein luftiger Song, der mit Streichern und mexikanischen Trompeten mitten ins Herz trifft, weil er wieder vom Leben abgeschaut ist. Denn inspiriert hat Alexander das Aufeinandertreffen mit seinem über neunzigjährigen Nachbarn, der keine Farben mehr sehen kann, den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, seine Frau verlor, aber trotzdem mit heller Freude auf das Leben blickt.

In der beschwingt-eingängigen Nummer Herz mit der Post schlägt Alexander Knappe tanzbare Töne an, Ballons platzt vor Spielfreude und poetischem Witz und in Heimweg zeigt sich noch mal sein Talent als Songwriter und Sänger.

Keine Silbe darf man weglassen. Kein Herz bleibt kalt, wenn er diese anrührende Ballade singt, die vom Leben erzählt, dass man aushalten muss, ohne die Spitzen abzukappen. Denn der Punkt ist, alles zu leben. Alles Ungelöste im Herzen der Gegenwart anzuvertrauen, in die man Schritt für Schritt hineinlebt und sich auf die Menschen und Orte zu freuen, an die man heimkehren kann. „Mit all meinen Narben. Meinen Fehlern und Fragen. Nimmst du mich wie ich bin. Kleiner Gangster. Bolzplatzkind.“

So ist das am Ende. Ohne Chaos keine Lieder. Ohne Brüche kein Leben.
Nicht wahr?

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Quelle: ferryhouse productions / Starwatch Entertainment