Am 4. April 1968, dem Tag, an dem Dr. Martin Luther King ermordet wurde, kamen The Who für das große Finale einer Tour, die ihnen alles abverlangt hatte, nach New York. Die Vereinigten Staaten waren ein zerrissenes Land, geprägt von Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Bürgerrechtsprotesten und militanten Aktivisten an Unis. Vor diesem turbulenten Hintergrund traten The Who am Freitag, den 5. und Samstag, den 6. April, in Bill Grahams legendärem Club Fillmore East in Manhattans Lower East Side auf.
Graham hatte den Club damals im März gerade erst neu eröffnet. Als The Who im Vorjahr zweimal dort spielten, hieß das Haus noch Village Theatre. The Who waren die erste britische Rockband, die als Headliner im Fillmore East auftrat. Sie waren sogar für vier Shows an zwei Tagen gebucht. Aus Angst vor Unruhen – nach der Ermordung von Dr. King – einigte man sich aber darauf, nur einen Auftritt pro Abend stattfinden zu lassen.
Man kann diese Tage in New York City 1968 wohl am besten als “bewegt” beschreiben. Da Keith Moon großen Gefallen an kleinen Böllern – sogenannten Cherry Bombs – gefunden hatte, musste die Band das Hotel wechseln. Aber auch im Waldorf Astoria schaffte er es, eine Tür aus den Angeln zu pusten und so musste die Band ein weiteres Mal umziehen.
Am Morgen der Proben wurden The Who für das ‘Life’ Magazin abgelichtet und Gerüchten zufolge war die Band dank Keith Moon so müde, dass sie bei der Fotosession am Carl Schurz Monument im Morningside Park mehrmals einnickte. Das legendäre Foto unter dem riesigen Union Jack wurde später für das Albumcover und Plakatmotiv des Kultfilms ‘The Kids Are Alright’ verwendet.
The Whos Manager Kit Lambert ließ beide Auftritte im Fillmore East filmen. Sie sollten als viertes Album – nach „The Who Sell Out“ und vor „Tommy“ – veröffentlicht werden. Leider musste er bald feststellen, dass wegen eines technischen Fehlers oder menschlichen Versagens vom ersten Abend nur ein Teil tatsächlich aufgezeichnet worden war. Glücklicherweise war das Material vom zweiten Abend vollständig. Und nun hat ihr langjähriger Soundengineer Bob Pridden, der auch bei den Konzerten im Fillmore East an den Reglern stand, es von den original 4 Spur-Bändern komplett restauriert und neu gemixt. Anlässlich des 50. Jubiläums dieser unvergesslichen Shows erscheinen die bisher unveröffentlichten Aufnahmen am 20. April als 2CD- und 3LP-Version.
Anfang der 1970er Jahre tauchte ein Bootleg auf und trug viel dazu bei, The Who als eine der aufregendsten Livebands der Rockmusik zu etablieren. Bei ihren Fans gilt die Show als eine Art Heiliger Gral und steht auf gleicher Stufe mit dem legendären Album ‘Live At Leeds’. Die Aufnahmen wurden liebevoll remastert und der bestmögliche Sound aus ihnen herausgeholt. Mit dieser Veröffentlichung dürfte ihr Ruf als eine der besten Livebands aller Zeiten nochmals aufgewertet werden.
Auf der Titelliste der 2CD- und 3LP-Versionen befinden sich auch drei Eddie Cochran-Songs: „My Way“, „Summertime Blues“ und die bisher unveröffentlichte Coverversion von „C’mon Everybody“. Desweiteren enthält das Set eine seltene Interpretation des Allen Toussaint-Titels „Fortune Teller“. Ursprünglich hatte Benny Spellman den Song aufgenommen, aber erst durch die Rolling Stones wurde er berühmt. Außerdem standen bei diesen Shows „Tattoo“ und „Relax“ von „The Who Sell Out“ auf der Setliste, sowie atemberaubende, lange Versionen von „A Quick One“ und „My Generation“, das nach einem mehr als 30-minütigen Jam in der Zerstörung der Gitarren und des Schlagzeugs gipfelte!
.
Quelle: Universal Music | Promoteam Schmitt & Rauch