Getrennte Verbindungen, fehlender Kontakt zur Realität, unzusammenhängende Narrationen. Das neue Album von Jan Blomqvist heißt Disconnected, spielt aber in einer Zeit, die eigentlich bestimmt ist vom Gegenteil, vom „connected“ sein. Es geht um unsere Zeit, um unsere Generation. Die Welt erscheint zunehmend verknüpft, über E-Mail, Facebook, Instagram. Jeder folgt jedem, in Echtzeit, liest und liked Posts, Kommentare und Fotos. Avatare, Profile, Handles, kommunizieren vielstimmig, verwoben auf unterschiedlichen Kanälen. Der menschliche Umgang hat sich verändert, er vollzieht sich zum großen Teil in der virtuellen Welt. Die reale Welt schrumpft, Zeit dehnt sich.
Manchmal scheint es aber auch, als würde die virtuelle Nähe und Vernetzung eine Entfernung der Menschen im analogen bedingen, mitunter erscheint die Vielfalt der Möglichkeiten erdrückend. In dieser Welt „disconnected“ zu sein, kann sowohl Fluch(t) als auch (Er-)lösung bedeuten.
Das Album spürt diesen Bedeutungsebenen des „Disconnected-Seins“ in 12 Tracks nach. Wie ein Hintergrundrauschen begleiteten dabei folgende Fragen den Entstehungsprozess von Musik, Text, Stimmung und Design des Albums:
Was bedeutet es, wenn Menschen in zwei Welten leben, einer virtuellen und einer realen? Wie stehen diese Welten zueinander? Was passiert, wenn virtuell connected bedeutet, sich im realen Leben disconnected zu fühlen? Oder anders: Was passiert, wenn das analoge Leben verblasst hinter dem Glamour des Instagramfilters, wenn das eigene Selfie viel spannender ist als der Mensch, der die Kamera auslöst, wenn das Profil mehr Freunde hat und häufiger geliked wird als derjenige, der dahinter steht? Ist digital besser?
Entstanden ist Disconnected an vier Orten rund um den Globus. Die Idee dahinter war, das Album-Thema auch durch die Entstehungsorte aufzugreifen, um so zusätzliche Bedeutungsschichten erkennen und herausarbeiten zu können. Verändert sich die Qualität eines Gefühls oder Gedankens, wenn ich mich an einen anderen Ort begebe?
Island und die Wüste Kaliforniens bedeuten Abgeschiedenheit, sind die topographische Entsprechung von Disconnected. Keine Menschen in großem Umkreis. Dafür Natur. Diese jedoch beinahe gegensätzlich in ihrer Qualität. Island rau, blau, laut, gewaltig und kalt. Die Wüste bedrohlich still, beinahe unbelebt, warm, in Temperatur und Farbe. Was verbindet ist die Einsamkeit.
Die Städte, New York und die Heimat Berlin, bilden den Gegenpol dazu. Es sind Städte, die nicht schlafen, immer mittendrin und laut, Kultur und Beton statt Natur. Das Album zu fragmentieren und entsprechend der Entstehungsorte in mehreren Teilen zu veröffentlichen war eine logische Folge dieses Entstehungskontextes. Die ersten drei Teile, Part One, Two und Three sind im Laufe des Sommers veröffentlicht und bereits auf zig Festivals der Welt erfolgreich gespielt worden. Als Abschluss des Blomqvist-Release Jahres 2018 steht nun im Herbst die Veröffentlichung des Gesamtwerkes an, welches das unterbrochene Narrativ des Albums wieder zusammenfügt, auditiv und visuell.
Musikalisch knüpft Disconnected an den unverkennlichen Blomqvist-Sound an, klingt dabei aber Zwei Jahre nach seinem fulminanten Debüt Remote Control ist Jan Blomqvist zurück – Let’s stay disconnected.
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Quelle: Kontor Records | Berlinieros PR