ALBUM | Ringo Starr „What´s my Name“ | ab heute

So persönlich und vielschichtig wie die Vorgängeralben, entstand auch das neueste Werk im eigenen Homestudio des 79-Jährigen, in das er abermals eine Vielzahl von Freunden und angestammten Kollegen eingeladen hat. Dieses Mal mit dabei sind unter anderem Paul McCartney, Joe Walsh, Edgar Winter, Dave Stewart, Benmont Tench, Steve Lukather, Nathan East, Colin Hay, Richard Page, Warren Ham, Windy Wagner und Kari Kimmel (sämtliche Gäste finden sich unter dem Text in den Song-Credits). Das Album erscheint als CD, black Vinyl, blue Vinyl (D2C only) sowie digital.

Das Arbeiten im eigenen Studio, das er übrigens Roccabella West getauft hat, sei für Ringo Starr einfach die angenehmste und produktivste Art, um kreativ zu werden, wie er sagt: „Ich habe einfach keine Lust mehr, in so einem klassischen Studio zu sitzen“, so der Brite. „Habe ich ja schon oft genug gemacht, so mit Glastrennwand und der ganzen Aufteilung in Kabinen. Hier bei mir sind wir wirklich zusammen, ich und alle meine Gäste. Es ist der kleinste Club der Stadt. Und ich liebe es, dass ich alles bei mir zu Hause habe, zwischendurch Barb mal kurz hallo sagen kann… das hat mir und meiner Musik wirklich gutgetan.

Eingespielt mit den bereits erwähnten Freunden und Wegbegleitern zeigt das von Bruce Sugar aufgenommene und abgemischte „What’s My Name“-Album ganz deutlich, dass Ringo Starr zwar an seiner Arbeitsstätte und -weise festhalten will – die Resultate dieser Sessions aber unbedingt überraschend und lebendig klingen müssen. Dies gelingt ihm auch durch neue Gastmitwirkende wie den Songschreiber Sam Hollander oder schlicht durch eine offenere Herangehensweise:  So nahm Ringo dieses Mal auch Songs auf, die er nicht selbst geschrieben,  ja z.T. sogar nicht einmal als Co-Autor mitkomponiert oder mitproduziert hat. „Das Team von Sam Hollander trat mit meinem Anwalt Bruce Grakal in Kontakt: ‘Sam würde Ringo gern mal treffen’, hieß es. Also sagte ich, Sam solle doch mal vorbeischauen. Dann schrieben wir einen Song zusammen, ‘Thank God For Music’. Und dann rief Sam kurz danach wieder an und sagte: ‘Ich glaub, ich habe da noch einen Song für dich’, und den wollte ich dann natürlich auch hören. Er hatte den Song ganz allein geschrieben. Basis des Texts waren dabei Zitate von mir, die er aus einem Interview mit dem US-Rolling Stone herausgepickt hatte. Ich fand die Stimmung des Songs super – bis auf eine Strophe, die davon handelte, zu viel Zeit in Krankenhäusern zu verbringen… die wollte ich nicht singen, diese Mitleidszeile. Dann kam Sam rum, ich sang den Titel ein und sagte: ‘Den produzierst du aber!’ Worauf er antwortete: ‘Nun, du übernimmst erstmal den Schlagzeugpart.’ Also setzte ich mich hin und spielte den Song zwei Mal durch. Mir gefällt das: zwei Takes. Und dann nahm er ‘Better Days’ mit und machte ihn fertig.

Der Titelsong „What’s My Name“, der ab sofort als erste Single erhältlich ist, ist eine bewegende Hymne aus der Feder von Colin Hay, ein Stamm-Player bei Ringos All Starr Band. Hay verwandelt den aus Ringos Live-Shows bekannten Schlachtruf in einen wuchtigen Rock-Rundumschlag, der ab sofort in keinem Live-Set fehlen darf. „Colin Hay war zum dritten Mal bei der All Starr Band dabei, und ein Freund erzählte mir davon, dass Colin vor Jahren mal einen Song namens ‘What’s My Name’ geschrieben hatte. ‘Dann bring ihn mit und wir hören uns das Stück mal an’, sagte ich, aber es stellte sich heraus, dass Colin die Aufzeichnungen nirgends finden konnte! Er hatte seine Idee sechs Jahre zuvor aufgeschrieben und nun war nicht klar, in welchem seiner vielen Stapel der Zettel lag. Schließlich tauchte er dann doch wieder auf; er hatte ganz unten in irgendeiner Schublade gelegen. Also kam Colin vorbei, spielte mir den Song vor, und ich fand ihn SO WAHNSINNIG TOLL. Gerade die Strophen sind der Hammer. Das Feeling ist toll. Ganz ehrlich: es gibt kaum Leute, die in einem Song die Frage ‘What’s My Name?’ stellen können. Und wer bei meinen letzten Konzerten war, der kennt den Titel ja auch schon. Ich habe das Glück, dass bei mir alles sehr glatt läuft, alles friedlich. Sicher gibt’s auch Probleme und Sorgen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Sonne auf meiner Seite ist“, so Ringo Starr. „Und live geben wir den Leuten alles. Wir geben auch für uns gegenseitig alles. Manchmal reicht das womöglich nicht, aber wir gehen immer ans Limit. Ich spiele so gut und so leidenschaftlich ich kann.

Den emotionalen Höhepunkt von „What’s My Name“ bildet Starrs Interpretation von „Grow Old With Me“, das einst sein Freund John Lennon geschrieben hat. Eine wirklich zeitlose Aufnahme, die sogar noch eindringlicher wird, wenn man bedenkt, dass Ringo schließlich das Glück hat, auch nach all den Jahren noch immer zusammen mit seiner Frau durchs Leben zu gehen – also jene Vision zu leben, die Lennon für sich und Yoko damit entwarf, um jedoch wenig später aus dem Leben gerissen zu werden. Ringo sagt es auch selbst: „Ja, diesen Traum darf ich noch immer leben.“ Die Idee, diesen Song fürs neue Album aufzunehmen, kam ihm nach einer Zufallsbegegnung mit dem Produzenten Jack Douglas, der damals das „Double Fantasy“-Album von Lennon/Ono und weitere Klassiker produziert hatte.

Jack fragte mich, ob ich eigentlich die Bermuda Tapes gehört hätte, Johns Demos aus jener Ära“, erinnert er sich. „Hatte ich noch nicht! Und dass John damit so kurz vor seinem Tod auch mich gemeint hatte, nun… ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Ich liebe diesen Song über alles. Deshalb habe ich mich am Mikrofon auch so sehr ins Zeug gelegt. Ich muss echt weinen, wenn ich an ihn zurückdenke. Und ich habe mein Bestes gegeben, das haben wir alle. Das Beste daran ist, dass ich unbedingt Paul (McCartney) dabeihaben wollte – was dann ja auch geklappt hat. Paul kam rum, spielte den Bass ein und sang auch ein wenig an meiner Seite. Sprich: John war an diesem Song beteiligt, ich bin dabei und Paul ist auch dabei. Ist jetzt kein Publicity-Stunt, aber so wollte ich’s nun mal. Und die Streicher, die Jack dafür arrangiert hat, die sind an einer Stelle, wenn man genau hinhört, genau wie die von ‘Here Comes The Sun’. Also sind genau genommen wir vier wieder komplett.“

Ähnlich berühmte Gäste und ähnlich persönliche Entstehungsgeschichten haben auch die anderen Titel von „What’s My Name“: Angefangen beim druckvollen Eröffnungstitel „Gotta Get Up To Get Down“, den Starr mit seinem Schwager Joe Walsh geschrieben hat. „An dem Punkt, als wir schließlich Brüder wurden, hatten Joe und ich ja schon jahrelang zusammen Musik gemacht“, erzählt er. „Vor einigen Monaten saßen wir beim Abendessen mit Klaus Voorman und ich sagte aus irgendeinem Grund, ‘well, you’ve got to get up to get down’. Darauf schauten wir uns an und sagten beide: ‘Da haben wir ja den nächsten Titel. Lass uns den passenden Song dazu schreiben.’ So läuft das manchmal. Und besonders der Part von Edgar Winter ist der Hammer. Edgar ist immer der Wahnsinn, aber dieses Mal hat er sich sogar selbst noch übertroffen.

Weitere Highlights der LPs sind „It’s Not Love That You Want“ und der Song „Magic“, den er mit dem All Star-Mitglied  Steve Lukather geschrieben hat. „Steve selbst hat nämlich diese Magie – er ist magic. Ich habe leider den Fehler gemacht, Steve zu sagen, dass er mein letzter bester Freund ist. Ein toller Typ, der zwar manchmal seine harte Schale nach außen kehrt, aber er hat so viel Soul! Wir können sehr gut zusammenarbeiten, und er ist sogar noch besser, wenn er nicht 1000 Töne pro Minute spielt (was er auch kann). Ich liebe ihn! Erzählt ihm das nicht. Manchmal hat er so viel Spaß, wenn wir zusammenspielen, dass ich sage: ‘Du hast echt zu viel Spaß dabei, Mann!

Außerdem auf dem Album: Ein Cover von „Money (That’s What I Want)“, „Send Love, Spread Peace“ und der Song „Life Is Good“, der vom gleichnamigen Buch von Bert & John Jacobs inspiriert ist (auch bekannt für die gleichnamige Klamottenfirma). „Letztes Jahr war ich im Paley Center, weil ich dort einen Preis in Empfang nehmen sollte, und ich trug eine Mütze mit diesem Spruch: Life is Good. Ich mag diesen Gedanken. Die Jungs von Life is Good hatten mir ihr Buch und ein paar Shirts geschickt, und als Gary und ich darüber nachdachten, legten wir gleich los: Wenn wir erst mal einen Titel haben, fangen wir einfach an!

Auf „What’s My Name“ zeigt Ringo Star immer wieder, dass in seinem Namen jahrzehntelange Erfahrung als Musiker steckt. Dass er noch immer neugierig ist, Bedeutendes schaffen will, sich immer noch für eine friedliche Welt einsetzt. Und dass der als Richard Starkey geborene Musiker auch nach über 50 Jahren im Rampenlicht bereit ist, sich immer wieder aufs Neue zu beweisen und sich einen Namen in der Musikwelt zu machen – mit jedem neuen Song, den er aufnimmt, und jedem Konzert, das er mit einer seiner All Starr-Bands gibt…

Im Takt seiner eigenen Beats macht er diesen nächsten Schritt, denn das Schlagzeugspielen ist noch immer seine größte Leidenschaft. „Als ich ein Teenager war, sagte meine Mutter immer: ‘Junge, du bist am glücklichsten, wenn du spielst.’ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Segen ist das. Als ich 13 war hatte ich einen Traum – und erst gestern bin ich mit all meinen Freunden im Greek aufgetreten! Seit 30 Jahren stelle ich meine All Starr-Bands zusammen. Und das alles gibt mir immer noch diesen Kick…

Parallel zum neuen Studioalbum veröffentlicht Ringo Starr mit Another Day In The Life auch sein neues (englischsprachiges) Buch bei Genesis Publications. Er thematisiert darin seine Liebe zur Musik, zum Reisen und zur Natur – und präsentiert den Leser*innen so seine ganz eigene Weltsicht. Ursprünglich nur als limitierte Edition veröffentlicht, wird das neue Hardcover-Buch im regulären Buchhandel erhältlich sein.

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Quelle: Universal Music | Promoteam Schmitt & Rauch