„Es gibt nichts Besseres, als das zu tun, was man liebt„, sagt Gavin Rossdale – und der Bush-Frontmann weiß wovon er spricht. Seit fast drei Jahrzehnten ist der Musiker eine feste Größe in den Annalen der Rockmusik. Ein intellektueller und emotionaler, wenn auch gelegentlich missverstandener Kreativer mit aufgeladenem Rock’n’Roll-Herz.
Einige haben ihn ausgezählt, andere abgeschrieben oder sein Talent heruntergespielt. „Ich fühle mich ständig unterschätzt„, erklärt Rossdale. „Aber das ist die schönste Position, in der man nur sein kann.“ Denn jetzt ist er vorbereitet und bereit, den Spieß umzudrehen. „Ich befinde mich gerade auf dem Spielfeld meines Lebens. Ich halte das Steuer meiner Kreativität selbst in der Hand“, fährt der Sänger fort, der mit „The Kingdom“ gerade eines der schwersten und kraftvollsten Alben seiner Bandkarriere, vollendet hat.
Was Rossdale von vielen seiner Rock-Kollegen unterscheidet, ist seine überragende Bescheidenheit – nicht nur in der Musikwelt, sondern auch als globaler Bürger. Er ist nicht weniger als ein Kämpfer. „Unsere größte
Errungenschaft ist die Langlebigkeit von Bush.“ Die Popularität der Band ist nach wie vor ungebrochen, dazu reicht ein Blick auf die immer noch ständig ausverkauften Hallen und Stadien weltweit. Am Wichtigsten für Rossdale ist, „dass Bush an diesen Punkt gekommen sind, indem wir alles auf unsere Art und Weise gemacht haben und nicht, wie es auf dem Papier vielleicht Sinn ergeben hätte.“
Mit „The Kingdom“ schlagen Bush ein neues Kapitel in ihrem Leben auf und der Sänger hat das Gefühl, auf dem richtigen Kurs in seinem Leben zu sein.
„Jedes Mal, wenn sich Deine Kreativität entfaltet, bekommst Du neuen Auftrieb und Lebensmut.“, erzählt er über die Inspiration, die ihn beim Schreiben und Aufnehmen des neuen Albums überkam. Für ihn markiert „The Kingdom“ einen neuen Abschnitt in seiner Karriere, der sich nur natürlich anfühlt. Die zwölf Tracks des Albums, inklusive der Lead-Single „Flowers On A Grave“ und „Bullet Holes“, dem Signature-Track aus „John Wick 3: Parabellum“ sind nicht erzwungen oder unaufrichtig. „Es gibt einfach solche echten Emotionen.“
Inzwischen kann Rossdale auf eine Karriere zurückblicken, in der er mit Bush allein in den USA und Kanada fast 20 Millionen Platten verkauft hat. 18 Singles erreichen die Top 40 der Modern Rock- und Mainstream-Rock-Charts, sechs davon Platz 1. Die Musik ist jedoch bis heute seine Leidenschaft und geistige Befreiung geblieben. „Sie ist wie ein Raketenschiff aus dem Wahnsinn. Ein Weg, um von all den Dingen weg zu kommen, die uns niederdrücken und zurückrückhalten. Musik ist die Freiheit, sich selbst auszudrücken.“
Und genau das tut Rossdale auf „The Kingdom“. Das Album offenbart seine bislang bestes Songwriter-Qualitäten, was besonders auf dem treibenden „Flowers On A Grave“ und dem lauten Hurricane „We Are Quicksand“ deutlich wird. Dort offenbart er seine eigene Verwundbarkeit wie selten zuvor. „Der Song handelt von meiner gegenwärtigen Unfähigkeit, die eine und dauerhafte Andere zu finden.“, gibt er offen zu. „Mir gefällt der Gedanke, dass sich die Menschen auf der Suche nach Liebe im Treibsand befinden, bis sie diese eine, vollkommene Liebe finden. Die Liebe ist so implosiv geworden, weil die Menschen heutzutage so seltsam sind. Das ist ein sehr ergreifendes Lied für mich.“
Und dann gibt es da noch „Undone“, eine herzzerreißende Ballade, die er in einem Anfall von Inspiration am Stück schrieb und die er als „rein und unbefleckt“ beschreibt. „Ich bin wirklich stolz auf diesen Song“, sagt Rossdale. „Er enthält keinerlei Druck von außen oder irgendein weißes Rauschen. Ich bin dem Lied treu geblieben.“
In vielerlei Hinsicht erschafft Rossdale mit Bushs neuem Album die Art von Musik und die Welt, die er sich selbst erhofft. The Kingdom sei ein utopisches Ideal – eine Reaktion auf eine Welt voller „Urteilsvermögen, Selbstgerechtigkeit und Mafia-Mentalität, in der jeder es besser weiß als der andere„. „Das Königreich ist der Ort, den ich mir vorgestellt habe, wo Gleichgesinnte hingehen und frei sein, wo Künstler und Musiker und Maler und Menschen für sich selbst denken können und kein Urteil über andere fällen müssen„, führt er weiter aus.
Er nennt diese Vision seiner idealen Gesellschaft „einen sicheren Hafen“, und man spürt, dass die Musik für ihn dies immer war und immer noch ist. Das gilt auch für die Shows für seine treuen Fans. „Es ist eine großartige Befreiung vom Leben, seinen Schwierigkeiten und Herausforderungen. Es ist eine Erhebung„, sagt der Musiker über die Performance von neuen, alten, klassischen und experimentellen Liedern. „Ich bin immer auf die Bühne gegangen und habe von ganzem Herzen versucht, es zur besten Show zu machen, die ich je gespielt habe. Du hast eine Verantwortung gegenüber dem Vermächtnis der Band, den Fans und allen, die jemals an Sie geglaubt haben“.
Rossdale ist schon lange genug im Musikgeschäft tätig, um zu wissen, dass es um stetiges Wachstum und nachhaltige Kreativität geht. Vor vielen Jahren, nicht lange nachdem die Band sechsmal mit Platin für ihr Debüt „Sixten Stone“ (1994) und dreimal für den Nachfolger „Razorblade Suitcases“ (1996) ausgezeichnet worden war, „nahm ich alle Erwartungen und allen Druck heraus.“, erklärt er. Für ihn ging es seither nie mehr darum, „einen bestimmten Ton oder einen Moment zu treffen“. „Ich fühle einfach nichts von all dem. Vielleicht in der Vergangenheit„, räumt er ein. „Aber ich habe dennoch das Gefühl, dass wir immer für das arbeiten mussten, was wir erreicht haben. Wir nehmen nichts als selbstverständlich hin. Wir hatten nie einen besonderen Freifahrtschein. Und das halte ich für eine gesunde Einstellung.“
Mit „The Kingdom“ am Horizont wird sich ein weiteres Kapitel einer mehreren Jahrzehnte währenden Karriere entfalten. Und Rossdale ist unbestreitbar zufrieden. „Ich habe ein unglaubliches Leben, riesige Mauern der Musik erklommen und so viele erstaunliche Dinge getan„, bemerkt er stolz. Und das beste daran für ihn ist: „Ich stecke immer noch mittendrin.“
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Quelle: BMG