Wie viel Schönheit, Schmerz und alles dazwischen lassen wir zu? Wie leben wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen? Wenn eine feinsinnige Popkünstlerin wie Alin Coen ihr neues Album „Nah‟ nennt, dann bringt sie die Komplexität der emotionalen Welt zum Schwingen. In zwölf Songs lotet sie mit hoher Intimität und berückender Ehrlichkeit die Verbindung zu nahen Menschen aus. Von ruhiger Überwältigung bis zum komplizierten Abschied, von zersetzenden Machtkämpfen bis zu bebenden Rettungsversuchen. Und so vielfältig wie diese Gefühle gestaltet sich auch die Musik zwischen Indie, Singer/Songwriter und Pop. Angetrieben werden die Lieder durch Alin Coens Gesang, der weit aufmacht und mitunter tief an der Seele zieht.
Sieben Jahre haben ihre Fans auf dieses dritte Studioalbum gewartet. Und es spricht sehr für die Persönlichkeit der Alin Coen, dass sie sich trotz all der positiven Reaktionen zu Beginn ihrer Laufbahn nicht geradewegs in die Veröffentlichungszyklen der Popbranche begeben hat. Alle Zeichen wiesen Anfang der 2010er-Jahre nach oben: viel beachtete Auftritte bei „TV Noir‟ und „Inas Nacht‟, der Deutsche Musikautorenpreis und umjubelte Konzerte in immer größer werdenden Clubs, internationale Touren und Support-Shows für Stars wie Suzanne Vega und Regina Spektor. Sollte es das jetzt sein?
„Ich habe mich zunehmend gefragt, ob diese Existenz als Musikerin überhaupt zu mir passt. Ob das jetzt einfach immer weiter wächst. Oder ob da nicht noch ein anderer sinnvollerer Weg auf mich wartet‟, erzählt Alin. Sie änderte ihren Kurs, studierte Land- und Wassermanagement in den Niederlanden, arbeitete zudem bei Greenpeace in ihrer Geburtsstadt Hamburg. Und siehe da: Genau diese große Kurve im Leben führte letztlich zum Ziel. Der Abstand machte eine neue Nähe zur Musik überhaupt erst möglich. „Ich habe gelernt, dass ich mir Zeit lassen und noch konsequenter auf mich hören darf.‟ Hochschwanger ging sie 2017 mit dem Pop-Poeten Philipp Poisel auf Tour und gab bald nach der Geburt ihres Sohnes einfach weiter Konzerte. „Es kamen immer mehr Leute, obwohl ich kaum neue Songs hatte.‟ Mit dem intensiven Live-Spielen wuchs der Wunsch, aktuelle Lieder präsentieren zu wollen.
Die Klarheit, die Alin Coen in den vergangenen Jahren gewonnen hat, spiegelt sich in der gesamten Produktion von „Nah‟ wider. Bassist Philipp Martin und Schlagzeuger Fabian Stevens zählen bereits seit 2007 zu ihrer Band. Als Gastmusiker für das Album hinzugekommen sind Gitarrist Andie Mette und Pianist David Schwarz. Die Songs spielten sie in nur sechs Tagen im Januar 2020 live ein – im LowSwing Studio in Alins Wahlheimat Berlin. Besonders prägend in diesen Aufnahmen ist ihre Stimme, die transparent und zugleich ungemein raumgreifend wirkt. „Die Arbeit mit Tobias Fröberg als Produzenten hatte großen Einfluss auf das Selbstverständnis, mit dem ich gesungen habe. Er hat mich gefragt, ob er sich mit in den Aufnahmeraum setzen darf. Dadurch hatte ich ein Bewusstsein dafür, dass mir jemand gerade sehr aufmerksam zuhört‟, sagt Alin. Gemeinsam haben Fröberg und sie den emotionalen Kern jedes einzelnen Songs herausgearbeitet. „In den Liedern vermischen sich eigene und fremde Beziehungserfahrungen. Es ist herausfordernd und erfüllend zugleich, sich jedes Mal aufs Neue auf diese Situationen und Stimmungen einzulassen.‟
„Nah‟ hat viele Einflüsse und ist doch mehr Alin Coen denn je. Dieses Album lockert und öffnet unsere Schutzschilde, sodass alles hinein darf: Liebe, Licht, Chaos, Unsagbares, Trauer, Trost, Sturm, Drang, Zweifel, Scheitern, Eigensinn, Rückblicke, Merkwürdigkeiten und – ja – Nähe.
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Quelle: Pflanz einen Baum | Promotion Werft