Mit Plänen und Vorhaben ist das ja so eine Sache – vor allem während einer weltweiten Pandemie. Denn eigentlich hätten Tokio Hotel im März dieses Jahres eine ausgedehnte Tour durch Mexiko spielen sollen. Aber weil der Ausbruch des Coronavirus die Welt im Allgemeinen und das Musikbusiness im Speziellen gehörig durcheinander gebracht hat, war nach dem zweiten Gig in Guadalajara auch schon wieder Schluss. Gerade in Quito angekommen, ging es für Bill, Tom, Georg und Gustav mit dem Flieger gleich wieder nach Los Angeles und Sachsen-Anhalt.
Aber vor lauter Quarantäne den Kopf in den Sand stecken wäre ja auch Quatsch. Und weil Bill und Tom ohnehin jeden Tag im eigenen Homestudio ein- und ausgehen und man per Videotelefonie sowieso tagtäglich mit Gustav und Georg in Kontakt steht, wird gleich weiter an neuer Musik gearbeitet. Hier mal einer Skizze nachspüren, dort einen neuen Text schreiben – für andere Künstler, aber vor allem auch für Tokio Hotel selbst.
Eine Arbeitsweise, dank der 2019 schon die Singles „Melancholic Paradise“, „When It Rains It Poors“ und „Chateau“ entstanden sind. Aber aus den schon erschienenen und weiteren Songs jetzt in die Ungewissheit hinein ein Album veröffentlichen? Fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Warum nicht stattdessen die Zwangspause mal nutzen, um durchzuatmen, in sich zu gehen, zurückzublicken und vielleicht sogar in Erinnerungen zu schwelgen?
Insbesondere dann, wenn es 2020 genau 15 Jahre her ist, dass die Band ihren weltweiten Megahit „Monsun“ veröffentlicht hat. Über eine Dekade, in der die Band sechs Studioalben veröffentlicht, mehr als 10 Millionen Platten verkauft und in 68 Ländern mehr als 70 Platin – und 120 Gold-Awards und 110 nationale und internationale Awards verliehen bekommen hat.
Also hat die Band ihr eigenes Archiv auf den Kopf gestellt, nächtelang Bilder und Videos gesichtet, alte Schedules studiert und die Fans in den letzten Wochen per Instagram-Feed auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit mitgenommen. Mit dem Abstand von 15 Jahren posteten Bill, Tom, Gustav und Georg erste Bandfotos, damalige Backstage-Schnappschüsse und die Trendcharts aus der Releasewoche von „Monsun“, ehe der #timemachine-Trip jetzt mit einer neuen Version des Songs endet.
„Wir haben überlegt, wie ‚Monsun‘ klingen würde, wenn wir ihn 2020 zum ersten Mal aufnehmen“, erklärt Bill. „Zwischenzeitlich war eine Akustikversion im Gespräch, wir haben mit Produzenten gearbeitet und den Song remixen lassen. Aber irgendwie war das alles nicht das Richtige. Also haben wir uns, wie so oft, selber drangesetzt. In ein paar Minuten standdieser Beat, der wie ein Trip, wie eine Reise, klang – und als genau die haben wir den Song auch immer begriffen. Alles, was mit Tokio Hotel in den letzten 15 Jahren passiert ist, hat mit diesem Song gestartet.“
„Monsun ist nicht nur eine Erinnerung an das Jahr 2005, sondern ein Song, der uns die letzten 15 Jahre begleitet hat“, ergänzt Georg. „Mit dem Song verbinden wir alle großen Erfolge, die wir über die Jahre gefeiert haben. Wir sind mit dem Song unterm Eifelturm am französischen Nationalfeiertag vor 500.000 Leuten aufgetreten, wir haben ihn bei unserer ersten US-Show und auf jeder weiteren Tour gespielt und es war immer das Highlight.“
Ein treibender Beat, lässig gespielten Gitarren, vibende Vocalsamples und eine Melodie, die sich zwar nah am Original bewegt und doch ganz anders klingt, machen „Monsun 2020“ zu einer nostalgisch-melancholische Hommage an die Vergangenheit, die gleichzeitig aber auch nach vorne blickt. „Jeder erinnert sich an die Lyrics und verbindet sie mit einer bestimmten Zeit und einem gewissen Gefühl. Aber wir wollten mit der neuen Version des Songs auch eine Verbindung ins Jetzt schlagen“, erklärt Bill. „Ich glaube, viele hatten ein hartes Jahr, weshalb der Text sehr gut ins Jahr 2020 passt.“
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Quelle: Sony Music