ALBUM | Tears For Fears „The Seeds of Love“ Super Deluxe Edition | ab heute im Handel

Gut drei Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung zählt „The Seeds Of Love“, das dritte Studioalbum von Tears For Fears, zu den größten Meilensteinen der Popgeschichte. Zahlreiche Mythen ranken sich um den 1989 erschienenen Longplayer – aufgrund der ambitionierten Herangehensweise, der stilistischen Offenheit und der vier Jahre langen Aufnahmephase mit mehr als 1.000.000£ Produktionskosten. Am 09. Oktober 2020 erscheint nun die erweiterte Super Deluxe Edition dieses Klassikers.

Von all unseren Alben würde ich es wohl auch am Höchsten einstufen“, sagt auch Roland Orzabal über „The Seeds Of Love“. „Ich glaube, dass es damals viele Menschen überrascht hat, auch viele unserer Kollegen, also jene Leute, mit denen man uns womöglich in der Mitte der Achtziger noch verglichen hatte.“ Curt Smith ergänzt: „Die Stücke, die ich damals mochte, gefallen mir bis heute: ‘Woman In Chains’, ‘Badman’s Song’, ‘Sowing The Seeds Of Love’ und ‘Advice For The Young At Heart’ fallen mir da ein. Wir spielen sie alle nach wie vor live.

Das am 09. Oktober erscheinende Super Deluxe Boxset, das vier CDs und eine Blu-ray Disc vereint, zeichnet eindrucksvoll die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Albums nach: Flankiert werden die remasterten Originalaufnahmen von 22 bislang unveröffentlichten Songs – unter anderem Demoversionen, Live-Takes und exklusive Session-Mitschnitte – sowie von sämtlichen B-Seiten und seltenen Mixes. Highlights sind zum Beispiel die Demoversion von „Advice For The Young At Heart“, bei der Roland Orzabal die Leadvocals einsingt, oder auch der Song „Rhythm Of Life“, der schließlich doch nicht aufs Album kam und stattdessen von Gastmusikerin Oleta Adams für deren Solo-LP „Circle Of One“ eingesungen wurde. Die Blu-ray besticht zudem mit einem 5.1-Mix des mehrfach Grammy-nominierten Musikers Steven Wilson.

Da sich der Vorgänger „Songs From The Big Chair“ millionenfach verkauft hatte, begannen Tears For Fears die Arbeit an „The Seeds Of Love“ mit viel Elan. Erste Ideen trugen sie schon während der 1985 Tour zusammen, oftmals bei Soundchecks vor den Shows. In den vier Jahren danach sollten Roland und Curt mit etlichen Produzenten zusammenarbeiten, wobei auch die Liste der beteiligten Toningenieure und Gastmusiker*innen immer länger wurde. Ein Umweg, wie man heute weiß, denn sie fassten schließlich den Entschluss, den dritten Longplayer doch lieber selbst zu produzieren und dabei einzig auf die Unterstützung von Dave Bascombe zu setzen, der schon bei „Songs From The Big Chair“ als Toningenieur mitgewirkt hatte.

Eine zentrale Rolle im Studio übernahm auch die US-Pianistin und Sängerin Oleta Adams, die Roland und Curt während ihrer Tournee im Jahr 1985 in einer Hotelbar entdeckt hatten. Anfang 1988 stieß sie im Studio dazu und sollte zusammen mit Studiogrößen wie Manu Katché (Schlagzeug) und Pino Palladino (Bass) Hits wie „Woman In Chains“ oder auch „Badman’s Song“ einspielen: Gerade diese Session-Mitschnitte aus dem Jahr 1988 zählen zu den absoluten Höhepunkten der neuen Edition. Die letzte der vier CDs vereint rund 30 Minuten jener Aufnahmen aus dem Londoner Townhouse Studio: Die besten Momente von insgesamt gut 24 Stunden Material, das live und ungefiltert die Stimmung während der Sessions einfängt – inklusive Kommunikation zwischendurch. Die besagten Alternativ-Takes von „Woman in Chains“, „Badman’s Song“, „Standing On The Corner Of The Third World“ und „Rhythm Of Life“ klingen denn auch ganz anders als die Originalversionen. Eigentlich schon sehr zufrieden mit den besagten Aufnahmen, arbeitete die Band trotzdem noch ein ganzes Jahr lang weiter: Immer neue Recording-Sessions, mehr Nachbearbeitung, mehr neue Mixes, weitere Diskussionen – bis im Sommer 1989 endlich die finale Version des Albums vorlag.

Rückblickend waren diese Umwege keinesfalls vergeudete Zeit – schließlich wird „The Seeds Of Love“ heute in einem Atemzug mit Klassikern wie zum Beispiel „Spirit Of Eden“ von Talk Talk genannt. Das Album wurde zwar in den Achtzigern aufgenommen, doch es war von Anfang an sehr viel mehr als bloß ein „Eighties-Album“.

Abgesehen davon, dass sie weltweit über 30 Millionen Alben verkauften, unzählige ausverkaufte Shows spielten und diverse renommierte Preise abgeräumt haben, ist die kulturelle Relevanz von Tears For Fears vor allem daran erkennbar, dass ihre musikalische DNA den Sound von drei Künstlergenerationen beeinflussen sollte. Rock, Hip-Hop, Electro und Dance, Indie…, – ganz egal, ob sich nun Größen wie Kanye West, The Weeknd, David Guetta oder Drake bei ihnen als Sample-Quelle bedienten, oder aber Lorde, Adam Lambert, Ally Brooke Hernandez, Gary Jules und Disturbed Coverversionen ihrer Songs einspielten, Immer waren Tears For Fears die Blaupause, der Bezugspunkt. Parallel dazu liefen ein paar ihrer Klassiker in Kino- und TV-Highlights wie „The Wire“, „Donnie Darko“, „Straight Outta Compton“ und „Mr. Robot“.

Indem die von Roland Orzabal (Gesang, Gitarre, Keyboards) und Curt Smith (Gesang, Bass, Keyboards) im Jahr 1981 gegründete Band die Faktoren Pop-Appeal, intelligente Texte, bombastische Gitarren und New-Wave-Experimentierfreude auf einzigartige Weise zusammenfügte, findet sich in ihrem Backkatalog eine ganze Reihe von Klassikern. Angefangen beim vergoldeten Debüt „The Hurting“ aus dem Jahr 1983, folgten allein in jenem Jahrzehnt das fünffach mit Platin und einem BRIT Award ausgezeichnete „Songs From The Big Chair“ (1985) und schließlich das ambitionierte „The Seeds Of Love“ (1989). Nach einer rund 15-jährigen Pause sollte die Band erst im neuen Jahrtausend wieder zusammenfinden – für das Album „Everybody Loves A Happy Ending“ (2004). Ab 2010 waren Roland und Curt dann drei Jahre lang nonstop auf Tour, um 2013 wieder ins Studio zurückzukehren und eine Coverversion von Arcade Fires „Ready To Start“ aufzunehmen. Auch diese Interpretation  reihte sich nahtlos ein in ihre inzwischen knapp vier Jahrzehnte umspannende Diskografie, die mit „Mad World“, „Change“, „Pale Shelter“, „Everybody Wants To Rule The World“, „Shout“, „Sowing The Seeds Of Love“ und „Everybody Loves A Happy Ending“ etliche Hitsingles vereint. Für die 2017 veröffentlichte Best-of-Collection „Rule The World“ nahmen sie dann erstmals seit 2004 wieder neues Material auf, als sie zusammen mit der Band Bastille den Song „I Love You But I’m Lost“ einspielten.
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Quelle: Universal Music | Promoteam Schmitt & Rauch