Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson ist mit seinem neuesten Projekt – Debussy · Rameau Reflections – zur Musik der beiden großen französischen Komponisten zurückgekehrt, die er im Frühjahr 2020 auf seinem erfolgreichem Album vorgestellt hat. Entstanden sind nun zeitgenössische Reworks von Ólafsson und anderen Künstlern der Gegenwart.
Eine neue EP, „Reflections Part 2″, ist am 15. Januar 2021 bei Deutsche Grammophon erschienen. Sie enthält bisher unveröffentlichte Fassungen von Ólafssons Interpretation des Debussy’schen Préludes „Canope“ (von Ólafsson während des Lockdowns zu Hause auf seinem Klavier eingespielt und auch im Studio auf einem Steinway-Flügel), außerdem sind die Heim- und Studioversionen von Christian Badzuras hypnotischem Werk „K.A.H.D.“ zu hören.
Badzura, Deutsche Grammophons Vice President A&R New Repertoire, entwickelte „K.A.H.D.“ aus dem melodischen Rohmaterial von „Canope“. Der Titel des Werks nimmt die Anfangsbuchstaben von vier kanopischen Gefäßen auf, die in den Bestattungsriten des Alten Ägypten zur Mumifizierung verwendet wurden.
»Einige Objekte, die auf Debussys Schreibtisch standen, sind in seinem Geburtshaus in Saint-Germain-en-Laye zu sehen«, sagt Badzura. »Auch die Deckel zweier kanopischer Gefäße zählen dazu, beide mit menschlichen Gesichtern. Man weiß nicht, wo er sie erworben hat, aber es drückt sich in ihnen Debussys Begeisterung fürs Altertum aus.« „K.A.H.D.“ beschwört zugleich die Mysterien der Vergangenheit und das Echo des Ewigen.
„Reflections Part 2″ gingen bereits Veröffentlichungen voraus: Im September erschien die bezaubernde Neuinterpretation des „Préludes“ zu Debussys La Damoiselle élue durch die polnische Pianistin, Komponistin und Sängerin Hania Rani. Zwei Monate später folgte die EP „Reflections Part 1″ mit Ólafssons Heim- und Studioaufnahmen von Debussys „Bruyères“ (aus Heft II der Préludes) und mit „Reflection“, dem Titeltrack des Projekts. Ólafsson improvisiert darin über den ersten Takt desselben Préludes und entwickelt eine originelle und zugleich meditative Komposition.
Auf „Debussy · Rameau Reflections“ geht es Ólafsson um das komplexe Wechselspiel zwischen Interpretation und Partitur. Album und EPs stellen nicht nur unterschiedliche Lesarten des Pianisten von einem Werk vor, zu hören sind – als zeitgenössische Spiegelung – auch eigene Schöpfungen von Komponisten der Gegenwart in ihrem Dialog mit der Musik von „Debussy · Rameau“.
»Große Musik ist eine erneuerbare Quelle, die in fähigen Händen für unsere Ohren gegenwärtig klingen kann, egal ob sie vor 300 Jahren oder gestern geschrieben wurde«, sagt Ólafsson. »Und Claude Debussy hatte recht, als er 140 Jahre nach Jean-Philippe Rameaus Tod dessen Musik beschrieb als ›so persönlich im Ton, so neu in der Konstruktion, dass Zeit und Raum überwunden werden und Rameau unser Zeitgenosse zu sein scheint‹.«
Nach zwei weiteren EPs erscheint „Debussy · Rameau Reflections“ in voller Länge am 12. März 2021 auf CD und LP.
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Quelle: Deutsche Grammophon | Promotion Werft