SINGLE | VAGABON „Can I Talk My Shit?“ | im Handel

Lætitia Tamko, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Vagabon, hat für den 15. September 2023 ihr drittes Studioalbum angekündigt. „Sorry I Haven’t Called“ heißt es, wurde co-produziert von Tamko and Rostam (Vampire Weekend, Haim, Clairo) und erscheint über Nonesuch Records. Einmal mehr erfindet sich die New Yorker Künstlerin neu und noch nie hatte sie dabei so viel Spaß: „Sorry I Haven’t Called“ ist die bisher ausgelassenste und abenteuerlustigste Musik in ihrer Karriere. Eine Ahnung davon erhält man bereits durch den heute erscheinenden Lead-Track „Can I Talk My Shit?” und das begleitende Video, bei dem Zac Dov Wiesel Regie führte.

I didn’t feel like being introspective”, sagt Tamko über ihr neues Album „Sorry I Haven’t Called“, “I just wanted to have fun.” Tatsächlich kannte man Vagabon bisher für Alben wie das intime Debüt „Infinite Worlds“ (2017) oder die ausladenden, bedeutungsschwangeren elektronischen Texturen des 2019 veröffentlichten, selbstbetitelten Albums, das Vagabons Bekanntheitsgrad schlagartig nach oben schnellen ließ. Damit verglichen, fühlt sich die neue LP wie der Start in eine ganz neue Ära für Tamko an. Über den Verlauf von 12 dynamischen Tracks – die sie im Übrigen mehrheitlich in Deutschland schrieb und produzierte – verarbeitet sie Dance Music und Pop zu einem ganz eigenen, sprudelnden Sound. Es sind unbefangene Songs voller Leben; der Ausdruck einer Künstlerin, die ihre Vision voll und ganz auslebt und sich ihre Lust am Leben zurückholt.

Und die beginnt gleich ab Zeile eins des ersten Songs auf dem Album: „Can I talk my shit? / I got way too high for this“, stimmt uns Tamko auf das ein, was nun folgen wird. “This whole record is how I talk to my friends and how to talk to my lovers”, sagt sie dazu. “I think honesty and conversational songwriting can become poetry. There’s beauty in plainly speaking without metaphors and without flowery imagery.

Im Herbst wird Vagabon eine Headlinertour in den USA spielen, gefolgt von Support-Shows für Weyes Blood in Europa. Auch Deutschland steht mit einem Termin in Berlin auf dem Programm (06.11. – Astra Kulturhaus).

Die Geschichte von „Sorry I Haven’t Called“ begann bei Weitem nicht so fröhlich, wie das Album am Ende wurde – mit der Trauer über den Tod ihres besten Freundes. Der schreckliche und zudem komplett überraschende Verlust im Jahr 2021 warf Tamko zunächst aus der Bahn, doch er führte auch dazu, dass sie zu einer neuen Klarheit fand: “The things that I thought I cared about, I no longer cared about”, sagt sie. “I had a realization that I need to make sure to feel everything that comes my way.” Eine Erkenntnis mit Folgen: Tamko beschloss, ihr Hab und Gut zu verkaufen und New York gegen ein kleines Dorf am See ein paar Stunden nördlich von Hamburg einzutauschen, um das Erlebte zu verarbeiten. “There’s no linear path to grief, and everyone handles it differently, but uprooting my life just felt like exactly what I had to do”, berichtet sie. “I needed a place to think and go through my discomfort privately but to also explore the newness and urgency I was feeling in my life.” Die Bedingungen dafür waren in dem Dorf geradezu ideal, denn weder hatte sie Netz auf ihrem Telefon noch gab es Lebensmittelgeschäfte oder Restaurants. Tamko konnte also in aller Ruhe diese neuen Gefühle in sich erspüren und in Musik überführen.

Obwohl da diese Leere in ihrem Leben war, die sie täglich spürte, nahmen ihre neuen Songs ein Eigenleben an, das all dem komplett entgegengesetzt schien: Sie waren entwaffnend und sprudelten geradezu vor Energie. Der erste Song aus dieser neuen Kreativphase war die Anfang 2023 veröffentlichte Single „Carpenter“, ein hypnotisierender Track mit einem Bass-Groove, den man förmlich mit Händen greifen kann. „I wasn’t ready to move on out / but I’m more ready now“, singt Vagabon, die sich damit natürlich auf die jüngsten Geschehnisse in ihrem Leben bezieht. Genauso gut könnte man aber sagen: musikalisch ist Vagabon mehr denn je „ready to move on out“, denn „Carpenter“ ist ihr bisher vollkommenster Song und fühlt sich an wie die Summe ihres bisherigen Katalogs. “A lot of the music that I was making there had nothing to do with my grief at all”, erklärt Vagabon die oberflächliche Diskrepanz. “Once I gave myself permission to make a record that’s full of life and energy, I realized that’s the point of this album. In the midst of going through all of these tough things, it became a record because of the vitality that these songs had.” Die Suche nach Lebensglück, stellte Tamko fest, setzte ungeahnte Kräfte frei.

Neben dem abgelegenen Dorf nördlich von Hamburg gab es einen weiteren prägenden Einfluss auf die neuen Songs: Tamkos Liebe zur Dance Music. In der Zeit des Songwritings war sie ein wichtiges Ventil, wie sie berichtet: “The only things that were giving me access to a feeling were dance music and going to a rave in an extremely dark club where if I wanted to cry, I could do it and be around other people.

Nach einigen Monaten in Deutschland – die neben einem Songwriting-Marathon außerdem eine stürmische Romanze bereithielten –, beschloss Tamko, zu Freund:innen in Los Angeles überzusiedeln und ihr Album fertigzustellen. Um ihrer Vision den letzten Schliff zu geben, holte sich zu dem Rostam als Co-Produzenten mit ins Boot.

„Sorry I Haven’t Called“ ist ein Album voller Wärme und Widerstandskraft, das davon handelt, die ekstatischen Momente des Lebens zuzulassen, wo immer man kann – in der Liebe wie in der Trauer gleichermaßen. Es ist ein Album, das sowohl aus gemeinsam erlebten Dancefloor-Offenbarungen als auch dem Gefühl tiefen Friedens in einsamen Momenten geboren wurde. In diesem Sinne ist „Sorry I Haven’t Called“ sowohl emotional als auch künstlerisch eine Wiedergeburt.

This record feels like what I’ve been working towards,” sagt Tamko. “When I think of this album, I think of playfulness. It’s completely euphoric. It’s because things were dark that this record is so full of life and energy. It’s a reaction to what I was experiencing at the time, not a document of it.
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Quelle: © Warner Music