Bronzed and blushed wie die dritte Jenner-Schwester und ein mehr als fragwürdiger Lifestyle. Aber scheiß drauf. Es gibt schließlich immer was zu feiern – und wenn es nur man selbst ist. Oder die immer harten Nippel plus die extralangen French Nails für den nächsten Dip. Und dafür hält Barré mal wieder dreistellige BPM und jede Menge Bass bereit, zu denen Ikkimel nochmal unmissverständlich klar macht, dass sie deshalb noch lange kein Narzisst, sondern einfach nur eine geile Bitch ist.
Und weil noch exakt vier Wochen bis Heiligabend sind, gibt’s „Sweet Baby Jesus“ im Digital Bundle auch noch in der „Let it Snow!“-Version. It’s giving Vorweihnachtszeit im F*tzenstyle. Leise rieselt der Schnee aus dem Kappie auf das Display, während Ikkimel mit engelsgleicher Stimme ihrem Status als Schwiegermutters Alptraum alle Ehre macht und ganz ohne Schlittschuhe an den Füßen eine Bahn nach der nächsten zieht. Wer braucht da noch Wham! oder Mariah Carey?
„Sweet Baby Jesus“ ist erneut der eindrückliche Beweis: Ikkimel ist einfach ein bisschen ehrlicher als der Rest, ein bisschen lauter, ein bisschen frecher, ein bisschen grenzgängerischer. Die Berliner Schnauze wurde der Zweiundzwanzigjährigen in die Wiege gelegt — und auch die Subkultur lag Zeit ihres Lebens immer nur drei Gehminuten von Westberlins »bestem Pferd im Stall« entfernt. Aufgewachsen in Tempelhof hat Ikkimel schon in jungen Jahren mit »La Vida Loca« Bekanntschaft gemacht, hatte die hauptstädtische Eckkneipen- und Clublandschaft längst durchgespielt, als du gerade zugezogen bist. Seit eh und je schlagen in Ikkimels Brust zwei Herzen: Einerseits wurde sie von der roughen Berliner Rap-Schule und YouTube-Battle-Formaten sozialisiert, auf der anderen Seite trieb sie sich schon in jungen Jahren auf Psytrance- und Techno-Dancefloors herum. Zwischen Freestyle-Sessions im Bongzimmer, einem kurzen Abstecher in eine Teenie-Gitarrenband und einer Detroit-Electro-Phase hat sie nach und nach zu ihrem ureigenen musikalischen Stil gefunden. Maximal gelangweilt von der zeitgenössischen Deutschrap-Szene und zugleich gut vernetzt im florierenden Berliner Untergrund wagt Ikkimel seit Anfang 2022 den stilbewussten Spagat zwischen HipHop, Techno und Hyperpop. In Zusammenarbeit mit Producern wie Sascha Urlaub, flaco giaco, Barré, Axel X oder Retado hat Ikkimel ihren eigenen Punk ergründet. Zwischen Stroboskop, Zapfhahn und gelbem Schein ist buchstäblich alles erlaubt: Memphis-Cowbells treffen auf Uptempo-Bass-Geballer und weirde Stimmverzerrung, Jukebox-Trash vermengt sich mit Punchline-Rap. Ikkimels anarchische Attitüde spiegelt sich, logisch, nicht nur im experimentellen Soundbild und den flapsig-expliziten Texten.
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Quelle: © Sony Music