Die Fans warten sehnsüchtig auf den Song, seit Provinz ihn im Festivalsommer 2023 spielten – damals noch namenlos, was aber nichts daran änderte, dass im Publikum nicht wenige von den Zeilen zu Tränen gerührt wurden. Inzwischen hat er einen Titel, „James Blake“, und wird heute offiziell veröffentlicht. Die Taschentücher dürfen also wieder gezückt werden, allerdings nicht auf die kitschige Tour. Das würde Provinz nicht entsprechen und auchihrem Feature-Gast ENNIO nicht. Die rotzige erste Refrainzeile lautet vielmehr: „Fick dich, James Blake“.
Was also hat sich der britische Musiker zuschulden kommen lassen? Sagen wir es so: Wir haben es hier mit einer klassischen „Don’t shoot the messenger“-Situation zu tun. Denn dessen wunderschön traurigen Songs sind ein Mittel der Kommunikation zwischen Frontmann Vincent und seiner Freundin. Sie sind durch die Entfernung voneinander getrennt, und ihr destruktives Beziehungsverhalten macht es nicht leichter: „Du sagst, du zerstörst was du liebst / Und weißt nicht, woran das liegt / Fragst nochmal ob ich dir vergeb’“ – während Vincent von einer Party nach Hause läuft und sich der Rausch der Nacht langsam legt, führen sie ein Krisengespräch am Telefon. Wieder einmal. „Du fragst, ob du dich ändern kannst / Doch dass ich dich vermisse, ist nichts, was du nicht schon weißt“ – sie drehen sich im Kreis. Es ist alles gesagt, und so bleibt am Ende nur, gemeinsam am Telefon traurige Musik zu hören und stille Tränen zu vergießen.
Die Refrainzeilen sind daher natürlich kein Diss, sondern vielmehr ein Ausdruck der Verzweiflung über die Beziehungs-Sackgasse, in die Vincent und seine Freundin geraten sind: „Fick dich, James Blake / Alles was du schreiben kannst / Fängt mit Vermissen an / Was glaubst du wer du bist / Wieso tust du uns das an“, klagt Vincent begleitet von einer warmen, organischen Produktion von Tim Tautorat und Fayzen mit sparsamer Instrumentierung, in der Vintage-Keys und eine gestrichene Gitarre das Klangbild prägen. Auch in ENNIOs Beziehung läuft es alles andere als rund. „Du zeigst mir eine traurige Welt / Vielleicht ist es das, was uns zusammenhält / Es ist der Untergang, der uns so gut gefällt“, singt der Indie-Shootingstar, dessen volltönende, raue Stimme einen spannenden Kontrast zu Vincents höheren Registern bildet. Provinz bezeichnen sich als Fans der ersten Stunde des Münchener Musikers, der die Band auch schon als Support-Act begleitete.
„James Blake“ ist kein lauter Song, eher einstilles Abschiednehmen von einer Liebe. Auch nachdem die letzte Note verklungenist, wirken die eindringlichen Zeilen lange nach. „provinz x ennio würde unsereseelen heilen!“, wünschte sich ein Fan bei Instagram die baldigeVeröffentlichung des Songs und bringt es damit ziemlich gut auf den Punkt. Daherwird hoffentlich auch James Blake ein Nachsehen haben, dass er hierversehentlich in die Schusslinie geraten ist.
„James Blake“ folgt auf die Single „Blaue Stunde“ im Juli, Provinz‘ erste Soloveröffentlichung seit dem Release ihres Albums „Zorn & Liebe“ (2022, DE#2). Im Frühjahr kommt die aus der Nähe von Ravensburg stammende und inzwischen in Hamburg lebende Band auf „Heimweg Tour 2024“.
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Quelle: © Warner Music