Waren Kenny & Krabat zuletzt noch „Sportlich“ über die Hürden des Alltags gesprungen und hatten eine Ode aufs Sekundenglück abgeliefert, weht in ihrer neuen Single ein anderer Wind. Der Winter hat Einzug gehalten – in ihrer Heimatstadt Berlin und in ihrem Gefühlsleben. „Lauf nicht auf Wolken, lauf auf Eis / Denn in mir schneit’s“ – in „Eine Hand frei“ geht es um verpasste Träume, verdrängte Probleme, vertrunkene Nächte. Es geht es um den freien Fall und die Frage, ob und wie man ihn aus eigener Kraft aufhalten kann.
Es ist aber auch verdammt noch mal schwer, das Leben mit all seinen Widersprüchen auszuhalten. Sich überhaupt erst einmal einen Reim darauf zu machen! „Sorgenloses Sorgenkind auf Wein / Für so vieles nicht bereit ja / Hab viele Träume und so viele nicht erreicht ja“, singt Krabat, der federleicht vor schwerwiegenden Fehlern wegläuft und sie doch nicht abschütteln kann, so sehr er auch sprintet.
„Alles ist ein Prozess, aber seit Jahren ist alles gleich. Wir kommen nicht voran, es verändert sich nichts und wir werden das Gefühl nicht los, verloren zu sein“, kommentieren Kenny & Krabat. „Diese Einsicht zieht uns in ein dunkles, schwarzes Loch. Wir haben nur noch eine Hand frei, die andere hält fest an dem was wir lieben und wen wir lieben.“
Wird diese freie Hand am Ende reichen, um sich aus eigener Kraft rauszuziehen aus diesem Loch? Um zumindest wieder so etwas Ähnliches wie Kontrolle über das eigene Schicksal zu erlangen? „Schau in den Rückspiegel, du schläfst und mir komm‘ die Tränen“ – solange die Gefühle nicht ganz abgestorben sind, gibt es Hoffnung, dass auf die Kälte des Winters irgendwann emotionales Tauwetter folgen kann. Bis dahin klammern wir uns weiter an die Flasche Gin vor uns auf dem Tisch, hoffend, dass sich der Boden unter unseren Füßen nicht komplett auflöst.
„Eine Hand frei“ ist die sechste Single von Kenny & Krabat in diesem Jahr. Einmal mehr zeigen die beiden eingeschworenen Berliner Buddys – die seit ihrer Kindheit so gut befreundet sind, dass sie sich als Brüder bezeichnen – ihre Stärke darin, mit ihren Lyrics plastische Bilder zu malen und diese mit verträumt-eingängigen Klangbildern zu transportieren. Trotz des melancholischen Grundtons von „Eine Hand frei“ hinterlässt der Song damit ein gutes Gefühl. Die Hoffnung ist am Leben, und sie wird uns irgendwie auch durch diesen Winter tragen.
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Quelle: © Warner Music