Man möchte den Songtext von „Unsicher“ hier kommentarlos reinsetzen. Reicht. Denn Nina Chuba gelingt es, mit einer beeindruckenden Präzision in ihrer neuen Single, die bei Jive Germany erscheint, zu erzählen, wie es sich anfühlt, in Unsicherheiten zu schwimmen, die man dachte, spätestens als Erwachsene wirklich nicht mehr zu haben. Dabei hat doch niemand, bis er stirbt, wirklich Ahnung, wie Leben geht … oder? Und doch bleibt da eine Härte gegenüber sich selbst. D
ie eigenen unnachsichtigen, strengen Augen immer auf sich gerichtet, wie auf keine der Freundinnen jemals, fragt Nina: Müsste man nicht weiter sein als das? „Ich küss die falschen Leute / Brech mir tausendmal das Herz“ oder: „Ich hab Angst vor dem Alleinsein, Mitte 20 um halb 4“.
Nina Chuba stößt uns mit ihren dichten Texten auf Vignetten, dessen Bildkraft ungebrochen dasteht und alles erzählt, das Finstere zeigt. Den Selbsthass: „Ich schau so lang in den Spiegel / Bis mir irgendwas nicht passt / google Kollagen und Filler und / hass danach, dass ich mich hass“, dabei immer auch die eigene Selbstablehnung: „Greife nach den Sternen und wenn ich schaff / dann nenn ichs Glück“. Gesellschaft, die treibt, und die Frage danach wird lauter, ob man überhaupt irgendwann auf so festen Sohlen stehen wird, dass einen rein gar nichts mehr zum Wanken bringen kann? Unsicherheiten wirken hier viel mehr wie Konstanten. So viele Themen, mit denen man noch immer struggelt, die einem schwerfallen, sie abzulegen, zu überwinden. Am Ende ist es eben so: „Mama sagt, ich weiß jetzt, wie das alles funktioniert / Aber ich meld mich, wenn ich weinen muss, immer noch zuerst bei ihr“. Erwachsenwerden ist schwer, ja, Erwachsensein: „Mach oft dieselben Fehler / Hab erst selten draus gelernt“.
Die simple Melodie der Akustik-Gitarre, die sich sanft an Nina Chubas Stimme schmiegt und im Refrain in einem Synthie aufgeht, mit Echo im Hintergrund, das in 80ies-Manier wummert und fast ein bisschen nach Aufbruch klingt, weil sich alles Fassbare, auch die Wörter in diesem kurzen Moment aufzulösen scheinen. „Ich stolper durch die große, weite Welt, ich bin so unsicher / Ich bin noch nicht so gut dadrin / Ich leb gerade zum ersten Mal“, singt die Musikerin fast ein bisschen anerkennend. Und vielleicht ist es eben wirklich okay so – alles normal, alles genau richtig.
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Quelle: © Sony Music