ALBUM | Wiesner „Seelenlotterie“ | ab heute im Handel

Keine unnötigen Schnörkel – roh und kantig brettern Gitarrenriffs auf potent treibenden Grooves, umrahmt von dreckigen Hammondsounds und weiten Pianoklängen. Die deutschen Texte mit Tiefe kommen mit bluesiger Reibeisenstimme daher und betten sich in eine Wand voll emotionsgeladener Rockmusik. Das ist Wiesner, das ist kompromissloser Deutschrock eines Masterminds, der mit der Musik ein Bündnis für das Leben einging.

„Wiesner“ ist das Solo-Projekt von Multiinstrumentalist und Sänger Mazze Wiesner, das mit dem 2015 im Alleingang aufgenommenen Debüt-Album „Unbenutzt“ ins Leben gerufen wurde. Nach der Veröffentlichung des zweiten Albums „5 vor 12“ folgt nun das dritte Album „Seelenlotterie“.

Keine stumpfe Aneinanderreihung von Songs, sondern eher ein Konzeptalbum“, so beschreibt Mazze Wiesner sein neues Album. „Das Thema Seelenlotterie drückt mit seinem Neologismus aus, was das Kernthema der Platte ausmacht. Es geht im Grunde um den Versuch, einen künstlerischen Blick aus diversen Perspektiven auf die derzeitigen globalen und lokalen Ereignisse zu werfen und miteinander zu verknüpfen. Dass jeder in sich zwei Seiten hat, a la Dr. Jekyll und Mr. Hyde, reizt mich als Thema immer wieder. Das in mir und meiner Umwelt zu beobachten und musikalisch zu reflektieren, ist ein großes Geschenk und immer wieder eine neue Herausforderung für mich.

Wie bei jedem Album, entspringen auch die Songs auf „Seelenlotterie“ alle der Feder von Mazze Wiesner. Der Multiinstrumentalist, der neben Gitarre, Bass, Piano und dem Schlagzeug auch noch Akkordeon, Ukulele, Mandoline und Percussion beherrscht, übernimmt von der Komposition über das Texten, bis hin zum eigentlichen, finalen Recording-Prozess im Studio so gut wie alles selbst. „Wenn das Album soweit steht, kommt der Recording Prozess. Hier überlege ich sehr akribisch im Vorfeld, wie das Arrangement wird. Im Studio verschwende ich keine Zeit. Das ist solides Abliefern und Handwerkskunst, im besten Fall vereint mit magischen Momenten, vor allem beim Gesang. Bei einigen Songs hole ich mir Verstärkung, wie bei Streichern oder Bläsern, da ich zwar arrangieren kann, aber diese Instrumente nicht beherrsche. Mit dieser Methode fahre ich sehr erfolgreich für mich und vertrete jedes Werk als Festhalten des Augenblicks, in dem Jahr, als es entstand.“ Neben Gastmusikern an Streichern oder Bläsern, arbeitet Mazze Wiesner auch seit Jahren fest mit Frithjof Rödel als Co-Produzenten und vor allem in der Vorproduktion mit seinem Live-Gitarristen Marco Jeske zusammen.

So sind 13 Songs entstanden, die zusammen die „Seelenlotterie“ ergeben – das bisher emotionalste Album von Mazze Wiesner, welches er innerhalb eines Jahres an verschiedensten Orten der Welt, wie u.a. Lemberg (Ukraine), Dubai (Vereinigte Arabische Emirrate), Stralsund (Deutschland) und Bad Bleiberg (Österreich) schrieb.

Eingeleitet wird das Album von „Auf großer Reise“, das den Hörer buchstäblich mit auf die Reise nimmt und in die Welt von Wiesners Gedanken einlädt – und gleichzeitig die Reiselust und den Freiheitswillen des Protagonisten vertont. Mit dem rebellischen Song „Blinder Passagier“ wird zum ersten Mal die Thematik der Seelenlotterie aufgegriffen: „Im Grunde ist der Song eine Verneigung vor der weltweiten Jugendinitiative, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den Planet Erde zu retten und nicht der Elterngeneration und ein paar alten reichen Leuten allein zu überlassen, um dann zukünftig in einem hoffnungslos minenüberfluteten Trümmerfeld zu existieren.“, so Mazze Wiesner.

Es folgt der Kernsong des Albums, „Im Reich der Illusion“, in dem es um die Macht der Massenmedien und die Fragwürdigkeit der Suggestion einer heilen Welt geht. An diesen Song und „Blinder Passagier“ knüpft auch „Letzte Ausfahrt Paradies“ an: „Hier wird die Möglichkeit beleuchtet, unseren wunderschönen Planeten, der in meinen Augen ein Paradies darstellt, zu erhalten und im kleinen umzudenken, um im Gesamten Großes zu bewirken.“ In „Herz aus Stein“, einem der musikalischen komplexesten Werke auf „Seelenlotterie“, setzt sich Wiesner mit der Habgier auf Kosten anderer und einer daraus folgenden Isolation auseinander.

Inmitten dieser kritischen Songs trägt Mazze Wiesner auch immer wieder sein Inneres nach Außen und öffnet sich der ganzen Welt mit persönlichen Themen. Mit „Deine Liebe bleibt“ verabschiedet sich Mazze musikalisch von seinen verstorbenen Großeltern: „Ich verneige mich voller Demut und sage Danke für die unendlich viele Liebe, die sie mir entgegen gebracht haben und die im Herzen bestehen bleibt.“ Auch seiner Ehefrau widmet er auf „Seelenlotterie“ einen Song: „Meine Königin“. Eine Liebeserklärung und gleichzeitig auch eine Hommage an eine der schönsten Zeiten in seinem Leben. Mit „Herz geraubt“ vertont Mazze den „zu-Bett-geh“-Song seiner beiden Töchter – und schenkt ihnen gleichermaßen „ein Dankeschön für ihre Entbehrungen, die sie durch mich erfahren.“ Am zerbrechlichsten zeigt sich Wiesner mit der Ballade „Sinnlos verloren“, in der er sich eine ehrliche Reflexion seiner Selbst mit seiner direkten Umwelt und der Sinnlosigkeit von verlorenen Chancen von der Seele singt, die aus falschem Stolz und Habgier herrühren.

Um zwischenmenschliche Beziehungen geht es in „Alles ist Alright“ – hier klar mit einem selbstironischen Augenzwinkern – und den thematisch verknüpften Songs „Soll ich bleiben oder gehen“ und „Am Arsch vorbei“: „‚Soll ich bleiben oder gehen‘ – Ein Duett, das einerseits meine Erfahrungen aus gescheiterten Beziehungen verarbeitet, aber auch ein Hoffnungsschimmer sein soll, dass am Ende alles einen Sinn haben wird. ‚Am Arsch vorbei‘ beschäftigt sich damit, dass wenn etwas zerbrochen ist und man im eigenen Saft schmort, mitunter solche Gedanken, wie in diesem Lied besungen, aufkommen. Auch hier mit einer positiven Message am Ende, dass egal was war oder warum, man am Ende voneinander profitiert und seinen Erfahrungsschatz durch jede Beziehung miteinander erweitert – ein großartiges Geschenk.

Abgeschlossen wird das Album von „Ich ziehe in mein Leben ein“: „Der finale Abschlusssong mit der positiven Aussicht auf alle Neuanfänge im Leben entgegen aller Narben und Kratzern, die bleiben. Das Leben ist vielseitig unaufhaltsam und selten fair und dennoch lebens- und vor allem liebenswert mit allen Schikanen und Hürden, die um den Ecken lauern.“
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Mazze Wiesner

Seit 2011 hinterlässt Mazze Wiesner als Profimusiker unentwegt Eindruck auf den Bühnen Europas und der Welt. Wiesner erfüllt Straßen und Festivals, Konzerthäuser, Kulturtempel und sogar Ozeanriesen mit Musik. Er arrangiert Shows mit einzigartigem Gehör, Gefühl und Gespür für Töne, Rhythmen und Klangfarben. Daneben lodert seine Leidenschaft für selbstkreierte Rockmusik stetig weiter.

Mit 15 Jahren eigentlich auf dem Weg, ein Profifußballer zu werden, war er 1996 nach dem Besuch eines Konzerts von Peter Maffay von Drummer Bertram Engel so beeindruckt und nachhaltig beeinflusst, dass er sich kurzerhand entschied, Schlagzeug zu lernen und eine Band zu gründen. Angetrieben und inspiriert von der Musikalität seines Vaters und Großvaters, wurde Mazze immer weiter bestärkt, seinen Weg zu gehen: „Meinem Vater war es aufgrund seiner Krankheit (manisch depressive Psychose) nie vergönnt seinen Traum, beruflich Musik zu machen, zu leben. Mein Großvater setzte sich im DDR Regime Jahre zu wehr und wollte selbstständig seine Pianowerkstatt führen, was ihm mit 56 Jahren dann endlich gelang. Diese Willensstärke und das Durchhaltevermögen haben mich geprägt und schwer beeindruckt als Kind. Ich wollte genauso meine Ziele im Leben fixieren und mich nicht durch Widrigkeiten abhalten zu lassen.

Entgegen dem Wunsch seiner Familie, „etwas vernünftiges“ zu seinem Beruf zu machen, fokussierte sich Mazze Wiesner über die Jahre hinweg immer weiter auf seine Musik und brach sogar nach geschlagenen 6 Wochen ein Zahnmedizin-Studium ab, um bei einer professionellen Coverband mitzuspielen. Zu einem Diplom brachte er es dennoch – als Musikpädagoge – bis er sich 2011 letztendlich als Berufsmusiker selbstständig machte und für 3 Jahre lang fast nonstop als Drummer der Rock-Band „High Voltage“ durch Europa tourte. „2015 entschloss ich mich dann nach vielen Jahren Dienstleistung, endlich mein eigenes Ding auf die Beine zu stellen. Ich buchte ein Studio und nahm innerhalb von einer Woche meine erste Platte „Unbenutzt“ im Alleingang auf. Seit 2016 bin ich nun mal allein oder mit meiner Band unterwegs, um den Wiesnerrock unter die Leute zu bringen. Und es werden jedes Jahr stetig mehr Leute, die zu den Konzerten kommen.
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Quelle: Calygram