Der in Berlin lebende Geiger Daniel Hope taucht mit seinem neuesten Album in das reiche Repertoire der amerikanischen Musik ein, um ihre Wurzeln zu erforschen und ihrer Eigenart nachzugehen. »Wir erkennen, dass ein Stück aus Amerika stammt, sobald wir es hören«, sagt Hope. »Aber was ist es, dass Musik amerikanisch klingen lässt?« Daniel Hope – America findet Antworten und widmet sich Werken von so unterschiedlichen Komponist:innen wie Leonard Bernstein, Sam Cooke, Aaron Copland, Duke Ellington, George Gershwin, Florence Price, Samuel A. Ward und Kurt Weill. Zu hören sind herausragende neue Arrangements von Paul Bateman, sowohl klassische Musik als auch Jazz, für Solo-Violine in Kombination mit Gesang, Klavier, Jazz-Trio, Streich- und Kammerorchester sowie Schlagzeug. Das Album erscheint am 4. Februar 2022 bei Deutsche Grammophon.
Wie bei seinen letzten Aufnahmen, Hope und Belle Epoque, musiziert Daniel Hope mit dem Zürcher Kammerorchester, dessen Music Director er seit 2016 ist. Und Hope hat Musikerkolleg:innen eingeladen, die deutsche Soul- und R&B-Sängerin Joy Denalane, die brasilianische Pianistin Sylvia Thereza und den deutschen Jazzgitarristen Joscho Stephan. Zu Gast sind auch der gefeierte amerikanische Jazzpianist und Komponist Marcus Roberts und sein Trio mit Rodney Jordan am Bass und Jason Marsalis am Schlagzeug.
Hope und Roberts sind schon oft gemeinsam aufgetreten. Aus Freude am Vergleich brachten sie in ihrem »Piano-Trio-Battle« Musik von Haydn, Ravel und Schostakowitsch auf die Bühne mit Werken von Thelonious Monk, Charlie Parker und Roberts selbst. »Die klassische Musik und die Jazz-Welt kommen nur selten wirklich zusammen, aber wir haben es in Form eines musikalischen Dialogs ermöglicht«, sagt Hope. »Jetzt machen wir das mit diesem Album erneut.«
Gemeinsam setzen sich Hope und Roberts außerdem für das Schaffen afroamerikanischer Komponist:innen ein und erinnern daran, wie deren Arbeit dazu beigetragen hat, die amerikanische Musik zu dem zu machen, was sie heute ist. »Eines der zentralen Dinge, die man als Musiker lernt, ist die Fähigkeit, anderen zuzuhören und von ihnen zu lernen«, sagt Roberts. »Wir sollten uns also den Werken dieser Menschen widmen und herausfinden, warum und auf welche Weise sie unsere Anerkennung verdient haben – nicht nur deshalb, weil sie vergessen waren, sondern weil ihre Musik eine wichtige Botschaft enthält, aus der wir heute noch lernen und Nutzen ziehen können. Das wäre ein wunderbarer Weg, ihnen etwas Gutes zu tun und uns gleich mit.«
Mit Blick auf Dvořák, der vor mehr als einem Jahrhundert eine politische Debatte entfachte, als er afroamerikanische Melodien als Inspirationsquelle nannte, hat Hope hier Werke von Florence Price, Duke Ellington und Sam Cooke aufgenommen, Komponist:innen, die sich Gehör verschafften in einer Zeit der Rassentrennung und sozialen Ungerechtigkeit. Doch neben Jazz, Blues und klassischer Musik finden sich auf Daniel Hope – America auch Broadway-Hits, amerikanische Volksmusik und die Lieder, die Generationen von Migrant:innen und Geflüchteten in die Neue Welt brachten.
Das Album beginnt mit einer Gershwin Song Suite, die Klassiker wie »Fascinating Rhythm«, »I Got Rhythm« und die Arie »Summertime« aus Porgy and Bess enthält. Sam Cookes »A Change Is Gonna Come« (1964) erinnert an die Bedeutung des Singer-Songwriters in der Bürgerrechtsbewegung, während das ergreifend schöne »Adoration« von Florence Price deutlich macht, warum gerade sie die Hürden von Herkunft und Geschlecht überwand. Price gelang es als erster afroamerikanischer Frau, dass ihre Musik von einem großen amerikanischen Symphonieorchester aufgeführt wurde. Weitere Höhepunkte auf Hopes neuer Veröffentlichung sind »Come Sunday« aus Duke Ellingtons Jazz-Suite Black, Brown and Beige, 1943 für das Carnegie-Hall-Debüt seiner Band geschrieben, der »Hoe-Down« aus Coplands Ballett Rodeo, das den amerikanischen Westen feiert, und eine Suite mit Stücken des deutsch-jüdischen Komponisten Kurt Weill, der in Amerika Zuflucht vor dem Nationalsozialismus fand. Daniel Hope hat das Album seiner Großtante gewidmet. Wie Weill war auch sie der Verfolgung in Deutschland entflohen und in die Vereinigten Staaten gezogen. Daniel Hopes Vater floh hingegen vier Jahrzehnte später aus Südafrika nach London, weil er als Schriftsteller und liberaler Verleger ein Gegner des Apartheidregimes war.
Hope und das Zürcher Kammerorchester stellen das Repertoire des Albums Anfang kommenden Jahres auf einer Deutschlandtournee vor. Sie beginnt am 1. Februar in der Glocke in Bremen, auf dem Plan stehen außerdem Konzerte im Münchner Prinzregententheater (2. Februar), im NDR-Sendesaal in Hannover (4. Februar), im Konzerthaus Berlin (5. Februar), im Staatstheater Braunschweig (6. Februar), in der Elbphilharmonie Hamburg (9. Februar), in der Tonhalle Düsseldorf (11. Februar) und in der Alten Oper Frankfurt (12. Februar).
Daniel Hopes Arbeit als Musiker und Unterstützer humanitärer Anliegen reicht weit über den klassischen Konzertsaal hinaus. Er sei »einer der charismatischsten Geiger der Welt« schrieb Classic FM über ihn. Erst in diesem Oktober erhielt Hope beim OPUS KLASSIK für sein Format Hope@Home den Sonderpreis der Jury für besondere Leistungen: 150 Konzerte, die in den ersten Monaten der Pandemie täglich per Livestream aus seinem Wohnzimmer übertragen wurden, hatten fast 400 Musikern eine Plattform geboten. Hope ist seit 2007 Exklusivkünstler von Deutsche Grammophon. Seine preisgekrönte Diskografie umfasst mehr als dreißig Alben. Von 2003 bis 2019 war er gemeinsam mit Marcus Roberts Associate Artistic Director des Savannah Music Festivals. Heute ist er Music Director des Zürcher Kammerorchesters sowie Artistic Director des New Century Chamber Orchestra in San Francisco, Artistic Director der Frauenkirche Dresden und Präsident des Beethoven-Hauses Bonn.
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Quelle: Deutsche Grammophon | Promotion Werft