Im April 2022 erschien The Turning Year, das Solodebüt von Roger Eno bei Deutsche Grammophon. Der britische Komponist hat das Repertoire später auf drei EPs erweitert. Zu hören waren neue Bearbeitungen sowie bisher unveröffentlichte Kleinode der einstigen Aufnahmesitzungen. Rarities · Piano kam im September letzten Jahres heraus, Rarities · Bells im November und die letzte der drei EPs, Rarities · Quartets, am 10. Februar. Jetzt erscheinen all diese Kompositionen sowie ein brandneuer Bonustrack, »Moving Chords«, auf Vinyl und digital. Rarities wird am 21. April 2023 veröffentlicht, genau ein Jahr nach The Turning Year.
Das Projekt stellt mehrere Klavierwerke vor, selbst gespielt von Eno, darunter die Soloklavierversion des einst titelgebenden »The Turning Year«. »Licht und Dunkel kommen darin zusammen«, sagt der Musiker, »etwas, womit ich häufig arbeite.« Die bislang unveröffentlichten Stücke »Or So I’ve Read« und »Softly« widmen sich ein und demselben musikalischen Stoff aus auffallend unterschiedlichen Perspektiven. Kontrastiert werden sie von Stücken, die in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern entstanden: Ein Gefühl der Sehnsucht ist in »Still Day« zu spüren, der wehmütigen Improvisation der Geigerin Rosie Toll. Und das Stück »Bells« erklingt nicht nur auf Konzertflügel, sondern auch in den markanten Stimmen von Rogers Töchtern, Cecily und Lotti. Cecily, die das ganze Projekt grafisch gestaltet hat, sagt über das Stück: »Die Vocals von ›Bells‹ waren ursprünglich eine Improvisation mit dekontextualisierten Wörtern und Sätzen aus einigen von Rogers Gedichten. Das Musikstück war vollendet, mir war es deshalb wichtig, dass die neuen Stimmen die Atmosphäre nicht überlagern.«
Und schließlich sind vier Musiker des Ensembles Scoring Berlin zu hören, bereits für The Turning Year hatte Eno mit ihnen zusammengearbeitet. Das Quartett spielt hier drei neue Versionen des ruhigen, melancholischen »Slow Motion« und die ebenfalls neue Komposition »Venerable Dilemma«.
Die Musik auf Rarities schöpft aus dem Stoff, aus dem Enos Leben ist, sowohl seine Familie als auch seine Heimat East Anglia finden ein musikalisches Echo. »In der Gegend, in der ich lebe, gibt es viele einsame mittelalterliche Kirchen«, sagt der Komponist. »Nicht selten sind sie offen für Menschen, die wie ich die Stille suchen.«
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Quelle: Deutsche Grammophon