Ela. bezeichnet sich selbst als „Wandler zwischen Welten“ und eröffnet damit nicht nur sprichwörtlich die Welt zu ihrem neuen Album „Es ist immer jemand wach“ (VÖ: 18.08.2023), sondern offenbart sich auf einer zutiefst persönlichen Ebene – zeigt all ihren Schmerz, alte Wunden und verheilte Narben, aber auch das, was daraus hervorgegangen ist – tiefes Vertrauen in das Leben und die Gewissheit, dass alles, was passiert, sich letztlich in etwas Gutes und Schönes wandeln wird. „Es ist immer jemand wach“ ist eine Hommage an die Freundschaft, die Liebe und das Leben.
Doch ela. offenbart mit ihrem neuen Album nicht einfach nur Einblicke in die Tiefen und Untiefen ihrer Seele, sondern tut dies mit einer schonungslosen Ehrlichkeit, die ihre Verletzlichkeit ausdrückt, einer großen Portion Mut, der ihrer unerschütterlichen Stärke Tribut zollt und einer erstaunlichen Eleganz, die zeigt, dass ela. zu Recht den Status als einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Singer- / Songwriterinnen unserer Zeit innehat. „Es ist immer jemand wach“ ist ein lyrisches Glanzstück und das Ergebnis einer langen und mitunter beschwerlichen Reise der Selbstfindung, aber auch eines Lernprozesses, an dessen Ende die Erkenntnis stand, wie wichtig es ist vor allem die vermeintlich hässlichen und beängstigenden Aspekte der eigenen Persönlichkeit anzunehmen und zu lieben. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die tiefschürfenden, unglaublich reflektierten und nicht selten doppeldeutigen Songs all das behutsam zu Tage fördern, was nicht nur ela., sondern ihre ganze Generation bewegt.
„Die Themen des Albums sind sehr persönlich – es geht um Freundschaft, Vertrauen, Loyalität, Integrität, Liebe und die Fragen, die ich dazu habe: Was ist Liebe & Leben – was bedeutet es, richtig zu lieben und zu leben, was bedeutet Einsamkeit,“ erklärt die Sängerin mit den polnisch-ukrainischen Wurzeln. Dabei malt ela. in den buntesten Farben auf einer riesigen Leinwand, auf denen all diese Themen Platz haben und lässt doch genügend Raum für die ganz eigenen Geschichten, Gedanken und Gefühle der Hörer. Begrifflichkeiten wie Familie oder Liebe sind auf die vielfältigste Art und stets sehr individuell zu verstehen – für den einen mag es um romantische Gefühle gehen, für jemand anderes darum, Familie in seinen Freundschaften zu finden. Alles darf sein. Auch, dass sich Menschen und damit auch die Verbindungen zwischen ihnen verändern oder irgendwann nicht mehr bestehen.
Es ist vor allem ela.s eigene bewegte Lebensgeschichte, aus der sie für ihre berührenden Songs schöpft. Sie erzählen davon, wie es ist, in einem von Musik geprägten, freigeistigen Zuhause aufzuwachsen, als Kind in einem fremden Land mit fremder Sprache ganz von vorn anfangen zu müssen, wie die Musik nicht nur ihr Anker, sondern auch Schlüssel zu ihrer eigenen Kreativität wurde und bis heute essentieller Teil ihres Lebens ist. „Ich mache Musik nicht, um andere Menschen glücklich zu machen, sondern, um dem, was in mir ist Ausdruck zu verleihen. Um meinen Gefühlen eine Stimme, Form oder auch Farbe zu geben,“ so ela. „Aber wenn ich damit andere Menschen berühren kann, ist das natürlich wunderschön.“
Bezeichnend für alle Phasen ihres Lebens – vor allem als junge Künstlerin – ist ihre Courage, ein immerwährender Optimismus und ungebrochene Leidenschaft, mit der sie wie selbstverständlich und mit beeindruckender Zielstrebigkeit unbeirrbar einen Schritt nach dem anderen machte, der notwendig war, um heute an dem Punkt zu sein, an dem sie ist. Ihre außergewöhnliche Karriere als Sängerin, aber auch als Autorin beschleunigte quasi über Nacht auf Höchstgeschwindigkeit und war nicht nur von Höhen sondern auch Tiefen geprägt. Eine Zeit, in der sie viel über sich, das Showbiz, aber auch Menschen generell gelernt hat. „Ehrlichkeit und Vertrauen sind für mich von großer Bedeutung – also, dass man aufeinander zählen kann, was auch immer geschieht. Es ist total wichtig, sich selbst treu zu bleiben, aber vor allem auch ehrlich zu sich selbst zu sein. Das ist manchmal sehr schmerzhaft, aber für mich der einzige Weg, um zu wachsen,“ konstatiert die laute Poetin.
Dass ela. nicht immer den einfachsten Weg für sich wählt, scheint ungewöhnlich, aber auch ihr Erfolgsrezept zu sein. Unliebsame Gefühle und Widerstände werden genauso willkommen geheißen wie Zustände großer Freude und übersprudelnden Glücks. Ein ‚Nein‘ im Außen wird so schnell zu einem wertvollen Wegweiser für ela., die sich ausschließlich von ihrer Intuition und ihrem Herzen leiten lässt.
Drei Jahre hat ela. an dem Album gefeilt und sich für einige Songs Unterstützung von namhaften Künstlerkolleg*innen wie beispielsweise Sarah Connor geholt. „‚Zwischen den Welten‘ hat eine ganz besondere Bedeutung für mich,“ erklärt die Sängerin. „Alles war irgendwie ganz unkompliziert und natürlich – ein gegenseitiges Geben und Nehmen.“ Das Ergebnis ist ein autobiografischer Song, der sich an das Leben selbst richtet. Es geht um Verlustschmerz, darum, Schicksalsschlägen zu trotzen und die Verbindung zu sich selbst nicht zu verlieren.
Einen besonderen Stellenwert nimmt der aus der Kollaboration mit den ukrainischen Künstlerinnen alyona alyona, Jerry Heil und Produzentin LIA entstandene Song „Ablaufdatum“ ein. In den aus deutsch und ukrainisch verwobenen Lyrics geht es darum, das Glück mit beiden Händen zu fassen und das Leben zu genießen, so lange es nur geht, denn alles hat eben auch ein Ende.
„Es ist immer jemand wach“ ist in vielerlei Hinsicht eine Momentaufnahme. ela. sei angekommen, besingt sie in „Zumindest fühlt es sich so an“. Dass das nicht bedeutet, dass es keine Herausforderungen, Konflikte mehr gibt oder Augenblicke, in denen sie mit ihren Dämonen kämpft, wird beispielsweise in „Zeitlupe“ – einem spannenden Feature mit dem Indiekünstler Blinker – deutlich. Doch was zählt, ist, dass ela. das Gefühl hat, dass es ok ist, wenn die Welt mal ins Wanken gerät oder die Dinge nicht genau so laufen, wie gedacht. Denn es gibt da die Gewissheit, dass das Leben für sie ist und sie trägt. „Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Herausforderungen, und wir haben die Entscheidung, wie wir damit umgehen wollen. Es bringt halt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, wir müssen schlichtweg das Beste daraus machen“.
Essentiell für ela. ist dabei vor allem, Veränderungen positiv und offen gegenüberzustehen – so wie in „Noch mal so tun“, einem der Keytracks des Albums, in dem es heißt „Nichts bleibt, wie es war, nur die Veränderung bleibt gleich“. Mit „Leichter“ (übrigens auch in der Version aus der klassischen Welt als Feature mit Francesco Tristano) ermutigt ela. uns, aus dem Kopf zurück ins Herz zu gehen und der Stimme des Herzens zu vertrauen – die Liebe als Kompass für die elementaren Fragen des Lebens kann niemals falsch sein.
Obwohl ela. sich als „Wandler zwischen den Welten“ sieht, folgt ihr ein breiter genreübergreifender Album-Sound einer klaren Ausrichtung und lässt sich wie auch schon ihre Vorgänger ganz klar im Genre Deutsch-Pop verorten. Eingängige Melodien und starke Hooks legen sich wie fein gewebte Stoffe passgenau um die berührenden Songtexte. So vielfältig wie die Themen ist auch die Gangart der Songs – von mitreißend über aufmunternd bis hin zu nachdenklich, ja fast melancholisch. ela. fühlt sich sowohl mit den zarten und leisen Tönen also auch in eher urbanen, elektronischen Soundlandschaften zuhause.
Trotz der Ernsthaftigkeit und Schwere einiger Stücke war es ela. enorm wichtig, Raum für Leichtigkeit zu schaffen – etwas, was sie vor allem auch während der Produktion und Abmischung im Blick hatte. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Produzent*innen hört man dem Album an – eine bewusste künstlerische Entscheidung, denn die Vielfältigkeit und Diversität macht einen Großteil der pulsierenden Lebendigkeit von des neuen Album aus.
„Es ist immer jemand wach“ bewegt sich in vielen verschiedenen musikalischen Welten – genau jenen Welten, in denen sich ela. zuhause fühlt. Es ist bunt, fröhlich, nachdenklich, mutig, verrückt, zärtlich und leidenschaftlich. Ganz so wie das Leben ist.
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Quelle: © Sony Music | MCS Berlin