Rückblick ins Jahr 1971. In ganz Deutschland läuft ein Song rauf und runter: „Zeig mir den Platz an der Sonne“, das Lied von Udo Jürgens für die ARD-Fernsehlotterie.
Der aber liegt nicht in der Sonne, sondern sitzt Tag und Nacht am Klavier für ein neues Projekt, ein Kinderalbum. Quicklebendige Vorlagen für die Songs hat er ja zuhause. Jonny und Jenny, gerade sieben und vier Jahre alt. Sie geben dem Longplayer auch Namen: „Jonny & Jenny – Alle Kinder dieser Welt“.
Als Texter hatte Udo den Reimkünstler und Kinderbuchautor James Krüss gewinnen können. Den Mann, der die Geschichte von Timm Thaler geschrieben hat. Der Henriette Bimmelbahn erfand und den Sängerkrieg der Heidehasen. Alles Klassiker. Der vielfach ausgezeichnete Krüss hatte 1968 die Hans-Christian-Andersen-Medaille erhalten, die weltweit als Nobelpreis für Kinderbuchautoren gilt. Heute tragen sieben Schulen in Deutschland seinen Namen.
Udo und James schufen fröhliche, aber auch nachdenkliche Songs über das Kindsein, das Menschsein, über die Erde auf der wir alle leben. Sie erzählen, dass die Menschen und die Länder verschieden sind, aber trotzdem gleich. Dass Kinder auf dem ganzen Erdball ähnliche Spiele spielen. Dass man vor nichts davonlaufen kann, auch nicht ins Weltall. Dass Träume schön sind, auch wenn sie nicht Wirklichkeit werden. Dass Luftballons mehr erreichen können als Waffen. Dass es Spaß macht, sich als jemand aus einem fernen Land zu verkleiden, Sprachen nachzuahmen, die man nicht kennt. Denn Kinder lieben das Andere, von dem sie keine Ahnung haben, deswegen setzen sie Sombreros auf, malen sich das Gesicht an und reden in fremden Zungen Kauderwelsch. Kinder machen das nicht, um jemanden zu diskriminieren, sie tun es aus Freude. Kinder brauchen diese Ausflüge in die Fantasie, damit sie einen freien Geist entfalten und keine engstirnigen Erwachsenen werden.
Ein paar wenige Textstellen in den Songs, die vor 50 Jahren geschrieben wurden, könnten heute missverstanden werden. Die Zeiten haben sich geändert. Aber weder ein Udo Jürgens noch ein James Krüss hätten jemals Botschaften verbreitet, die sich gegen die Liebe richten. Beide haben in ihren Werken immer wieder den Frieden beschworen, die Toleranz und das Verständnis zwischen den Menschen.
Nun liegen 18 der Kinderlieder auf einem neuen Album vor, dazu vier Bonustracks, die nicht für Kinder geschrieben sind, sich aber harmonisch in den Kontext einfügen. Songs, die geblieben sind und bleiben werden. Zum Mitfühlen, Mitlachen, Mittanzen, zum Selberhören und Verschenken.
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Quelle: © franel