Tim Baldus ist schwindelig, nach unzähligen Stunden auf dem Gedankenkarussell. Der Taumel scheint für ihn längst zum Normalzustand geworden, der freie Fall zur Alltäglichkeit mutiert zu sein. „Schleudersitz“, die neue Single des Sechsundzwanzigjährigen, beschreibt einen von unüberschaubarem Wirrwarr und revolutionären Umbrüchen gezeichneten Lebensabschnitt im luftleeren Raum. „Schleudersitz“ ist ein ambivalenter Fiebertraum: Federleichte Glücksgefühle und beklemmende Panikstöße, grellbunte Schwerelosigkeit und gespenstische Lostness, verheißungsvoller Neustart und abgründiger Wahnsinn verschwimmen im Song-Inneren zu einer regelrechten Achterbahnfahrt mit Freefall-Tower-Momenten. Tim Baldus verpackt seine Gedankenströme, Sehnsüchte und Ängste einmal mehr in unzählige geräumige Metaphern. Seine nüchtern-poetisch Bildsprache lässt Platz für dutzendfache Auslegungen, wirkt zugleich aber nie verschnörkelt und schon gar nicht gekünstelt — „Das Triebwerk brennt, drück’ den Schleudersitz / ich flieg’ und denk’ alles neu für mich“ .
Tim Baldus’ bezwingende Glaubwürdigkeit speist sich nicht zuletzt aus der Art und Weise seiner Gesangsperformance. Tim bringt seine angenehm raue Stimme stets geruhsam und doch nachdrücklich zum Einsatz, verzichtet bewusst auf lärmiges Lamento. Begleitet von einer melancholisch-sanften Piano-Melodie und abgetönt-basslastigen Drums bleibt in „Schleudersitz“ viel Raum für Tim’s trübe Sentimentalität — sowohl auf lyrischer als auch auf technischer Ebene. Tim Baldus ist kein Künstler, den man nebenbei hört — seine ersten beiden, bei Warner Music Germany erschienenen Singles haben dies bereits eindrucksvoll unterstrichen. Auf sein Debüt-Release „Blüten“ ließ der im Saarland aufgewachsene Lockenkopf erst kürzlich die tragisch-nostalgische Ballade „Letzter Zug“ folgen. Wie der in „Schleudersitz“ beschriebene freie Fall für Tim enden mag, wird sein Publikum wohl frühestens im Zuge seiner vierten Single erfahren. Vorerst drehen sich die Sterne um ihn.
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Quelle: © Warner Music