Album | Racoon „Liverpool Rain“ | ab heute

Im Regen von Liverpool

Und jetzt? Sie hatten die Hits, die daheim in Holland immer noch im Radio rauf- und runterlaufen („Feel Like Flying“, „Love You More“). Sie hatten die Platin-Alben („Another Day“, „Before You Leave“). Sie hatten die großen Festivals gespielt und auch eine US-Tour mit den Lemonheads. Doch jetzt fragten sich Bart van der Weide (Gesang, Harmonica), Dennis Huige (Gitarren), Stefan de Kroon (Bass, Gesang) und Paul Bukkens (Schlagzeug), ob das schon alles gewesen sein sollte für Racoon. Und rannten, auf der Suche nach einer Antwort und den besten Songs, erstmal gegen die berühmte Wand. Dann gingen sie sich ein bisschen auf die Nerven, um sich schließlich für ihr fünftes Album „Liverpool Rain“ doch noch ein bisschen neu zu erfinden. Mit der Hilfe eines Belgiers. Vielleicht deshalb das René Magritte-Artwork auf dem Cover.

Musikalisch leistete Wouter Van Belle Beistand, der als Produzent schon Gorki’s “Mia” zum Radio-Hit gemacht hatte. Der das vielbeachtete Debütalbum von Novastar geformt hatte. Der auch Axelle Red zur internationalen Karriere verhalf. Und was würde der Belgier nun mit Racoon anfangen? „Wir hatten die Vorproduktion wie immer mit Michel Schoots (Urban Dance Squad) gemacht“, erläutert Frontmann Bart van der Weide. „Danach waren wir bereit ans Eingemachte zu gehen, aber kaum hatten wir an Wouter’s Tür geklopft, fanden sich unsere Songs auch schon auf der Straße wieder – und zwar ohne Klamotten.“ Denn Van Belle hatte auch mit Racoon das gemacht, was er schon oft und gern gemacht hat. Songs auseinandernehmen und auf ihre Möglichkeiten abklopfen, sie dann chirurgisch präzise wieder zusammenfügen und schließlich mit manchmal verblüffenden, aber immer passgenauen Arrangements in Szene setzen. „Throw out the recipe“, wie Van der Weide in „Took A Hit“ singt.

Und was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Nun, „Liverpool Rain“ ist einfach eine Reminiszenz an die UK-Tour von Racoon im Jahre 2009, als sowohl Wetter als auch Atmosphäre nicht unbedingt den Erwartungen der Holländer entsprachen. Bis ein Gig im legendären Cavern Club (wo einst die Fab Four, ja ja…) den Trip auf die Insel rettete. „Es stellte sich raus, dass der Laden tatsächlich ausverkauft war“, rekapituliert Bart van der Weide, „und da waren plötzlich alle Zweifel auf der Stelle verschwunden. In einer Band zu singen und zu spielen, ist alles was wirklich für mich zählt.“

Da passte es natürlich wunderbar, dass das von Andrew Powell (Alan Parsons Project, Kate Bush) für gleich acht Songs arrangierte und dirigierte London Chamber Orchestra in Abbey Road aufgenommen wurde. Genauer gesagt auch noch in Studio 2, wo einst die Beatles ihre beste Zeit hatten. Nun sollte man vermessene Vergleiche natürlich tunlichst vermeiden. Doch klingen nicht das wuchtige Titelstück, der wunderbar mehrdeutig schimmernde Schlusspunkt „Better Be Kind“ oder auch das anrührende „Don’t Give Up The Fight“ nicht doch sehr, sagen wir: inspiriert? Dazu hat „No Mercy“ soviel Soul(Groove) wie Racoon zuvor noch nie hatten, nicht zuletzt dank der Saxophone von Henry Ylen, die auch „Took A Hit“ subtil, aber bestimmt nach vorn treiben. Aber Racoon können es nach wie vor auch klein, intim, akustisch („Little Down On The Upside“). Und dann fängt Bart van der Weide immer noch gern mal an zu pfeifen…

In ihrer Heimat haben Racoon mit ihrem bisher reifsten Werk längst Zeichen gesetzt. Erst jüngst kehrte „Liverpool Rain“ noch mal auf Platz 1 der Charts zurück, nach immerhin schon rund 80 Wochen in der Verkaufsbestenliste, was inzwischen locker für Doppel-Platin reicht. „No Mercy“, die Single, war auf Platz 4 der Radio-Charts notiert. Erstmals verkauften Racoon im letzten Jahr die Heineken Music Hall aus und ließen sich samt Streichern und Bläsern nicht lumpen. Und ein paar Preise regnete es auch noch, allein drei 3FM-Awards als beste Pop-Band, für das beste Album und die beste Single. Schließlich gab’s sogar die prestigeträchtige Golden Harp, begehrt unter Songschreibern und Komponisten, und gerade Anfang des Jahres obendrein den Popprijs 2012. Damit dürften Racoon nach 15 Bandjahren endgültig in der Champions League der einflussreichsten Pop-Künstler ihres Landes angekommen sein.

Und jetzt? Jetzt sind wir dran, endlich eine tolle Band aus Holland zu entdecken. Sie heißt Racoon und lässt sich gern auch mal von Belgiern helfen, wenn sie in Liverpool im Regen rumsteht. Wie singt Bart van der Weide? „Look at the heroes in the Liverpool rain, I’ll stick by you forever, you didn’t do it in vain…”

Racoon kommen püntklich zur VÖ als Support von Bryan Adams nach Deutschland.
* Booking : Marek Lieberberg Konzertagentur

  • 16.06. DTM – Lausitzring
  • 19.06. Gilde Parkbühne – Hannover (Support Bryan Adams)*
  • 20.06. Stadtpark – Hamburg (Support Bryan Adams)*
  • 21.06. Soundpark – Bielefeld (Support Bryan Adams)*
  • 22.06. Zollhafen / Nordmole – Mainz (Support Bryan Adams)*

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Quelle: Rough Trade Distribution | QQ5 The Label by JSMarketing